Stadtbäume –
grüne „Dienstleister“ am Limit
Bäume prägen das grüne Erscheinungsbild einer Stadt in erheblichem Maß. Ob als einfacher Straßenbaum, als Allee- oder Parkbaum, ob als Schattenspender auf Spielplätzen oder im Biergarten – Bäume sind aus unseren Städten nicht wegzudenken[1].
Schon ein paar prächtig blühende Kastanien oder einige mächtige Platanen genügen, um jede noch so unbedeutende Straße aufzuwerten oder einen tristen Platz zu verschönern. Doch Optik ist nicht alles.
Bäume sind echte Multitalente: [2]
- Sie reduzieren den CO2-Gehalt[3] der Atmosphäre,
- sie spenden Sauerstoff und „schlucken“ Feinstaub, verbessern somit die Stadtluft und
- wirken kühlend bei Hitze durch Schattenwurf und Verdunstung.
- Sie sind Lebensraum für Insekten, Vögel und Säugetiere, für Misteln, Pilze und Flechten.
Vorweg ein paar Zahlen und Fakten:
In Heidelberg gibt es derzeit rund 50.000 [4] dieser grünen „Dienstleister“ im innerstädtischen Bereich, Stadtwald und Privatgärten nicht mitgezählt.
2005 lag der Bestand noch bei 35.000 [5] Exemplaren – das macht ein Plus von rund 43 % in 15 Jahren.
Die zehn häufigsten Gattungen in Heidelberg:
- Ahorn
- Kirsche
- Hainbuche
- Linde
- Platane
- Fichte
- Buche
- Eiche
- Birke
- Apfel[6]
Der Großteil der Stadtbäume gehört damit zu den einheimischen Arten. Aber es gibt darunter auch Exoten wie Ginkgo, Tulpenbaum, Hemlocktanne, die gut mit dem milden Heidelberger Klima zurechtkommen. Insgesamt sind im Heidelberger Baumkataster 85 unterschiedliche Gattungen und 275 Sorten verzeichnet – eine ungewöhnliche Vielfalt.[7]
Leben am Limit durch zahlreiche Stressfaktoren
Stadtbäume sind hochgeschätzt – als gefälliges grünes Dekor, als Luftverbesserer, Klimahelfer. Doch die meisten von ihnen führen ein Leben am Limit. Denn die Stadt ist ein durch und durch unnatürlicher Lebensraum.
Es fehlt den Stadtbäumen häufig an genügend Erde, an guter Erde, oft auch an Platz für natürliches, artgemäßes Wachstum.
Unter den Stadtbäumen sind die Straßenbäume die „Underdogs“. Sie kämpfen mit:
- zu wenig Boden
- minderwertigem Boden
- Wassermangel
- Alleinstand, d.h., sie profitieren nicht vom kühlenden Schattenwurf
wie ihre Artgenossen im Wald.
Weitere negative Einflüsse:
- Schadstoffe aus der Luft,
- Verletzungen durch Bauarbeiten,
- ätzender Hunde-Urin,
- Streusalz im Winter,
- Hitze- und Trockenstress durch den Klimawandel.
Stress durch Hitze und Dürre – Stadt als „Wärmeinsel“
Hitze- und Trockenstress durch den Klimawandel potenzieren sich in der Stadt. Denn im urbanen Umfeld entsteht zusätzlicher Wärmestress durch die – im Vergleich zum Wald –immer höheren Temperaturen im städtischen Umfeld.
Man spricht hier vom Wärmeinseleffekt der Stadt: Aufgeheizte Gebäude strahlen selbst nachts noch Wärme ab, aufgeheizter Asphalt setzt vor allem den Straßenbäumen zu.
Häufung von Hitzesommern
Viele Stadtbäume reagieren auf anhaltende Dürre und hohe Temperaturen mit verfrühtem Blattwurf; damit geht auch die kühlende Wirkung des Blattwerks verloren.[8] Etliche Exemplare gehen bei Hitze- und Trockenstress gleich ganz ein. In der Regel aber fallen sie, in ihrer Vitalität geschwächt, vielfältigen Schädlingen zum Opfer.
„Der innerstädtische Baumbestand ist massiv gefährdet.“
Das sagt einer, der es wissen muss, nämlich Dr. Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamts. Überdurchschnittlich viele Bäume gingen in den letzten Jahren auf innerstädtischem Gebiet zugrunde. In den drei Jahren von 2018 bis 2020 starben 925 Bäume infolge der letzten heißen Sommer (im Vergleich: in den fünf Jahren von 2013 bis 2017 waren es 604). Baader weist noch auf einen weiteren Grund zur Besorgnis hin: Gingen früher verstärkt Altbäume zugrunde, sind nun auch mehr und mehr Bäume im „jugendlichen Mittelalter“ betroffen.[9]
Doppelschichten beim Gießeinsatz
Die Stadtgärtner versuchten gegenzusteuern mit permanentem Gießeinsatz im Zweischichtbetrieb, vor allem bei Jungbäumen und Bäumen am Straßenrand.
Was die Stadtgärtner in den drei zurückliegenden heißen und trockenen Sommern an Zusatzaufwand leisten mussten, lässt sich vielleicht anhand einiger Zahlen erahnen:
In den Sommermonaten benötigt ein junger Baum 200 l Wasser pro Gießeinsatz; davon sind drei pro Woche erforderlich. Bei rd. 110 Jungbäumen in städtischer Pflege kommen da allein 66.000 l Wasser pro Woche zusammen.
220.000 Liter Wasser pro Tag
Und dann gibt es ja noch Blumen- und Staudenbeete sowie Rasenflächen. Letztere allerdings können während der Dürreperioden mit Ausnahme der Neckarwiese und dem Zollhofgarten aus Personalmangel und begrenzter Zahl an Tankwägen nicht mehr bedient werden. Mit 220.000 l ausgebrachtem Gießwasser und 17 Stunden Einsatz pro Tag in den Hochphasen ist für die Mitarbeiter das Limit erreicht.
Stress und Verletzungen durch Bauarbeiten
Sehr häufig nehmen Stadtbäume durch Baumaßnahmen auf vielfältige Art und Weise Schaden. Beispielsweise werden bei Erdarbeiten oft die Wurzeln verletzt – damit ist ein Einfallstor für Pilze gegeben.
Schädlich ist es auch, wenn der Wurzelbereich eines Baums mit dem Erdaushub überschüttet wird wie auf dem Foto rechts.
Dauert die Überschüttung längere Zeit an, nimmt der Baum Schaden, weil die Wurzeln nicht atmen können.
Ebenfalls gut erkennbar ist auf dem Foto rechts, wie wenig Raum für Baumwurzeln oft unterirdisch bleibt.
Manchmal wird bei Grabungsarbeiten so viel von der Wurzelmasse eines Baumes gekappt (etwa um Platz für unterirdische Rohre und Leitungen zu schaffen), dass anschließend die Statik des ganzen Baumes nicht mehr stimmt.
Zum Ausgleich muss dann in Anschluss an die Baumaßnahme die Krone des Baumes vom Fachmann eingekürzt werden, damit der Baum auch bei großer Windlast wieder sicher steht.
Nicht selten wird die Rinde durch Baumaschinen beschädigt. Oder es müssen, weil Baumaschinen den Platz brauchen, Äste abgesägt werden. Geschieht dies nicht fachgemäß, können durch diese offenen Wundflächen Schadorganismen eindringen.
Bloße „Richtlinien“ zum Baumschutz auf Baustellen genügen nicht
Auf der Website der Stadt Heidelberg ist ein Merkblatt mit „Richtlinien zum Baumschutz auf Baustellen“ zu finden. Darin wird u. a. das Aufstellen von Schutzgittern im Kronenbereich vor Beginn der Baumaßnahmen gefordert sowie das Vermeiden von Wurzelverletzungen und Überschüttungen des Wurzelbereichs. Auch sollen notwendige Eingriffe am Baum nur von Fachleuten durchgeführt werden. Das sind alles sehr sinnvolle Regeln, die aber oft zu wenig Beachtung finden. Es handelt sich auch lediglich um „Richtlinien“, nicht um gesetzliche Regelungen, die bei Verstoß sanktioniert werden. Beispiele für teils grobe Verstöße gegen den Baumschutz auf Baustellen findet ihr in meinem Blogeintrag vom 30. Juni 2021 und hier.
Neue Schädlinge und Pilze
Die Veränderung des Klimas begünstigt die Ausbreitung neuartiger Schädlinge und Pilze. Diese treffen in Heidelberg auf einen überdurchschnittlich alten Baumbestand[10], da die Stadt und somit auch die Grünanlagen von Kriegszerstörungen weitgehend verschont blieben.[11] Eine große Zahl dieser Baumveteranen kommt nun in die Jahre, in denen ihre Vitalität von Natur aus nachlässt. Kommen Hitze- und Dürrestress durch den Klimawandel noch dazu, haben Schädlinge – übrigens inzwischen auch bei jüngeren Bäumen – leichtes Spiel. Dazu einige Beispiele:[12]
- Der Massaria-Pilz. Vor einigen Jahren war dieser Pilz in Deutschland noch kein Thema, heute dafür umso mehr. Er befällt vor allem ältere Platanen, die durch hohe Temperaturen in Verbindung mit Wassermangel bereits geschwächt sind. Die Pilzerkrankung führt zum vermehrten und raschen Absterben von Ästen, die dann – scheinbar plötzlich – abfallen. Da dieses Phänomen auch dicke Äste betrifft, müssen betroffene Bäume engmaschig von speziell geschulten Baumpflegern kontrolliert werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Erkrankte Bäume stehen z. B. am Tiergartenschwimmbad und in der Kurfürstenanlage. Der Massaria-Pilz war übrigens auch dafür verantwortlich, dass 2013 sämtliche Platanen der Augusta-Anlage in Mannheim gefällt werden mussten. Ein enormer Schaden: Die Neubepflanzung der Anlage kostete 5 Mio. Euro.
- Die Miniermotte, die sich seit einigen Jahrzehnten in ganz Europa ausbreitet, befällt bevorzugt die weißblütigen Rosskastanien. Die Larven des Falters setzen den Blättern so zu, dass sie vorzeitig absterben und schon im Sommer braun sind. Heidelberg ist von diesem Schädling besonders betroffen.
- Sehr gefährlich ist der Eschenbaumschwamm, ein holzzersetzender Pilz. Von außen ist seine schädigende Wirkung oft selbst dann kaum zu erkennen, wenn bereits die Standfestigkeit des Baums erheblich beeinträchtigt ist. Anders als sein Name vermuten lässt, befällt der Pilz auch andere Arten als die Esche, z. B. die Robinie. In Heidelberg ist vor allem diese Baumart von dem Pilz betroffen. Auch hier sind die Baumexperten des Landschafts- und Forstamts verstärkt gefordert, um eine Gefährdung von Menschen zu verhindern.
- Noch übler ist der Rußrindenpilz, der vor wenigen Jahren aus Nordamerika eingeschleppt wurde und sich bei günstigen Bedingungen rasant ausbreitet. Er hat es speziell auf den Bergahorn abgesehen. Bei betroffenen Bäumen platzt die Rinde auf, darunter werden am Stamm dicke Schichten von schwarzen Pilzsporen erkennbar. Das Holz sieht aus, als wäre es mit Ruß bedeckt. Bevorzugt nach längeren Dürreperioden wird der Pilz aktiv, wenn die Bäume geschwächt sind.
Die Sporen können auch die Gesundheit von Menschen erheblich gefährden. Eingeatmet können die winzigen Partikel Allergien auslösen bis hin zu heftigen Entzündungen der Lungenbläschen. Beim Fällen dieser Bäume müssen die Arbeitskräfte daher Schutzanzüge und Atemmasken der Schutzklasse 3 tragen. Das verseuchte Holz muss sachgemäß in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden, keinesfalls in Biogasanlagen.
Verkehrssicherheit muss jederzeit gewährleistet sein
Bestimmte Baumpilze verursachen Zersetzungs- und Fäulnisprozesse, die die Standfestigkeit des Baums gefährden (Mehr dazu unter Klimawandel). Oft ist dies von außen für den Laien nicht erkennbar, sondern nur für den Fachmann. Eine große Verantwortung für die Fachleute des Landschaftsamts, denn ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Verkehrssicherheit der Stadtbäume zu gewährleisten.
Optische Kontrolle jedes Stadtbaums alle neun Monate
Ein Expertenteam von sechs eigens dafür zuständigen, speziell ausgebildeten Fachkräften kontrolliert jeden der 50.000 Bäume auf dem Heidelberger Stadtgebiet einmal innerhalb von neun Monaten. Für die notwendigen Pflegemaßnahmen stehen im städtischen Regiebetrieb Gartenbau weitere acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung.
Kommt es zu Unwettern in der Region, müssen viele Bäume noch einmal umgehend einer optischen Kontrolle unterzogen werden. Dann werden zusätzlich noch einschlägige Fachbetriebe mit eingesetzt, damit schnellstmöglich eventuelle von betroffenen Stadtbäumen ausgehende Gefahren beseitigt werden.
Zu wenig Platz, zu wenig Boden
Weitere Probleme, mit denen insbesondere Straßenbäume zu kämpfen haben, betreffen den Standort. Der Wurzelraum der Bäume wird zunehmend von unten eingeschränkt durch Versorgungsleitungen (Wasser, Abwasser, dicke Fernwärmerohre, Gashochdruckleitungen und Telekommunikation). Weniger Wurzeln bedeutet geringeres Wachstum und oft auch geringere Vitalität.
Manchmal müssen die Baumexperten tief in die Trickkiste greifen, um überhaupt noch einen Baum pflanzen zu können. Ist zum Beispiel kein Raum für eine abgegrenzte Baumscheibe, weil der Platz für Fußgänger oder als Radweg benötigt wird, sind besondere Maßnahmen erforderlich.
Allem voran ist es enorm wichtig, den empfindlichen stammnahen Wurzelbereich vor Druck zu schützen. Dies geschieht mit speziellen Schutzplatten oder aufwendigen Konstruktionen, sog. „Wurzelbrücken“. Das sind z.B. auf unterirdischen Stützpfeilern gelagerte Gitter oder Platten, die den Druck auffangen bzw. verteilen.
Ziel dieser Maßnahmen ist es, dass der Raum rund um den Stamm begeh- und befahrbar ist, ohne dass der Wurzelraum Druck bekommt bzw. das Erdreich verdichtet wird und der Baum dadurch Schaden nimmt.
Die Versorgung mit Luft, Wasser und ggf. Nährstoffen erfolgt in solchen Fällen oft über sog. „Dochte“, das sind Rohre, die von der Oberfläche bis tief hinunter zu den Wurzeln führen. Ist der Wurzelbereich komplett mit Asphalt oder Gehwegplatten versiegelt, stellen kostspielige unterirdische Bewässerungsanlagen die einzige Möglichkeit der Wasserzufuhr dar.
Baumscheibe – Was ist das?
Mit diesem Begriff aus dem Gartenbau wird der Wurzelbereich eines Baums rund um den Stamm bezeichnet. Hier liegen die Wurzeln des Baums nahe der Erdoberfläche.
In den Städten muss dieser Raum besonders geschützt werden, damit es nicht zu Wurzelverletzungen bzw. Bodenverdichtung durch Fußgänger, Fahrräder und parkende Autos kommt.
Oft werden Metallbügel oder besondere, begehbare Abdeckplatten zum Schutz des sensiblen, druckempfindlichen Wurzelraums angebracht.
Ohne Schutz für Stamm und Wurzelraum wie auf dem Foto links (Bergheim, Beginn der Römerstraße) sind Schäden und Verletzungen vorprogram-miert.
Auch die Baumscheibe wird hier ständig betreten oder zum Abstellen von Fahrrädern, Mülltonnen etc. genutzt.
Bäume an Geh- und Radwegen
Geh- und Radwege, die über den Wurzelbereich von Stadtbäumen führen, sind nicht nur wegen dem ständigen Druck auf den Wurzelraum problematisch. Denn ein Geh- oder Radweg sollte, um verkehrssicher zu sein, möglichst glatt und eben sein. Im städtischen Bereich ist das aber nur schwer auf Dauer zu erreichen.
Da das Wurzelgeflecht der Bäume hier fast durchweg zu wenig Raum nach unten in den Boden hat (durch Versorgungsleitungen), weichen die Wurzeln mit der Zeit zwangsläufig nach oben aus: Es entstehen unerwünschte und gefährliche „Aufwerfungen“, also Unebenheiten – der Weg wird dort zur Buckelpiste.
Schlechte Bodenqualität
Gewöhnlich ist der Boden in der Stadt stark verdichtet und dazu minderwertig, z.B. durch Bauschutt, Schlacke und Einträge von Schadstoffen wie Streusalz, Reifenabrieb, Resten von Markierungsfarbe u.a. Daher kann in aller Regel der Stadtboden nicht als Grundlage für Pflanzungen verwendet werden.
Hier kommen sog. Industriesubstrate zum Einsatz. Aus Sicht der Bäume sind die Industriesubstrate jedoch bestenfalls zweite Wahl. Denn die Bäume wachsen damit nicht so optimal wie in normaler hochwertiger Erde und obendrein ist für die Dauer ihres Baumlebens ein vermehrter Pflegeaufwand erforderlich.
Aber man sollte sich klarmachen: Ohne diese Behelfslösung mit industriell erzeugten Substraten wäre an ganz vielen Standorten in der Stadt überhaupt keine Baumpflanzung mehr möglich.
Platzmangel durch unterirdische Versiegelung durch Tiefgaragen
Nicht nur oberirdisch beanspruchen Bauwerke, Parkplätze, Verkehrswege usw. den Raum in der Stadt zum größten Teil für sich. Auch unter der Erde wird durch mannigfaltige Versorgungsleitungen und großzügige Tiefgaragen inzwischen der Raum vielerorts knapp.
Wenn für die Wurzeln keinerlei Platz nach unten zur Verfügung steht, wie etwa über einer Tiefgarage, werden Bäume mitunter als letzter Ausweg in Hochbeete oder sogar in Kübel gepflanzt.
Dies ist z. B. der Fall bei der Bepflanzung der neu geschaffenen Verlängerung der Kleinschmittstraße in der Weststadt (Bild rechts).
Natürlich ist ein Baum in einem Hochbeet immer eine gärtnerische Notlösung, und es liegt auf der Hand, dass ein solcher Baum in so begrenztem Erdreich niemals zu imposanter Größe heranwachsen kann.
Ähnlich die Situation am Friedrich-Ebert-Platz in der Altstadt: Auch hier sind große Bäume nicht mehr möglich: Durch die Tiefgarage können die Wurzeln maximal bis 1,5 m tief wachsen – zu wenig für natürliches Größenwachstum.
Auch am Gadamerplatz in der Bahnstadt ist alles unterirdisch durch Tiefgaragen versiegelt. Hier setzt man gleich auf multiple Hochbeete, um ein paar Bäume pflanzen zu können.
Noch eine Spur krasser ist die Baumhaltung in Kübeln. Beispiel: Die Bäume in der Bahnstadt am Zollhofgarten haben wegen der vielen Tiefgaragen keinerlei Möglichkeit, ans Grundwasser zu gelangen. Daher wurden sie in großen Kübeln in den Boden gesetzt.[13] Für die ausreichende Wasserzufuhr sorgen Tankwägen – eine Daueraufgabe und anhaltender Kostenfaktor für die Stadtgärtnerei.
Während am Zollhofgarten die Pflanzkübel der Bäume im Boden bzw. unter dem Rasen versteckt sind, sind die Kübel in der Wohnanlage „Gutenberg Höfe“ in Bergheim offen zu sehen. Hier griff man gleich reihenweise zur „Baum-in-Eimer“-Methode – ebenfalls aufgrund der unterirdischen Versiegelung durch Tiefgaragen.
Auch in der Bahnstadt gibt es Beispiele für Straßenbäume in offen sichtbaren Kübeln; in diesem Fall wurden Immergrüne Magnolien gepflanzt. Angesichts der paar Kübelbäume fragt man sich fassungslos: Wie kann es sein, dass in einem vollkommen neu geplanten Stadtteil kein Platz für normale Straßenbäume vorhanden ist? Das zeugt von totaler Geringschätzung des Werts von Stadtbäumen.
Der Platz im Boden für die Wurzelballen fehlt, weil sich unterirdisch ausgedehnte Tiefgaragen erstrecken.
Platzsparende Kronenschnitte und -formen
Manchmal erfordern enger Verkehrsraum und nahe Häuserfronten einen besonderen Schnitt der betreffenden Bäume.
Extremes Beispiel sind die „Schnurlinden“ in der Rohrbacher Straße. Als Jungbäume wurden ihre Äste wie beim Ziehen von Spalierobst auf Geflechte gebunden und so parallel zum Straßenverlauf ausgerichtet.
Im Frühjahr werden die Kronen entsprechend scheibenförmig zugeschnitten – das ist Maximale an Baum, was an diesem Standort möglich ist. Eine breite, natürliche Kronenform würde vorbeifahrende Lkw und Busse behindern bzw. die Fenster der Anwohner zu sehr verdunkeln.
Die Linden müssen regelmäßig getrimmt werden, damit sie nicht über das knappe, ihnen zum Leben zugestandene Maß hinauswachsen – ein enormer Aufwand mit Extrakosten und eine ständige „Baustelle“ für die Stadtgärtner.
Das junge Bäumchen hat einen denkbar lebensfeindlichen Standort:
- Wenig Wurzelraum, wenig Erde. Die Wurzeln werden von Wurzelsperren vom Wachstum Richtung Gehweg und Fassade abgehalten.
- Der Haupttrieb des Bäumchens ist gekappt, da es nicht in die Höhe wachsen soll.
- Die Äste sind aufs Spalier geflochten, um den Abstand zur nahen Fassade zu wahren.
- Kein Schatten: Die empfindliche Rinde ist aus Schutz gegen Sonnenbrand ummantelt.
- Sehr viel Strahlungswärme von der Fassade und vom gepflasterten und asphaltierten Umfeld.
Fazit: Nur mit geballter gärtnerischer Kompetenz ist bei solch beengtem Raum noch „Baum“wachstum möglich.
In vielen Innenstädten ist der Raummangel inzwischen so eklatant, dass von vornherein nur spezielle Sorten infrage kommen, die sich mit wenig Platz begnügen[14] oder sehr schnittverträglich sind, sodass man sie bei Bedarf entsprechend stark zurechtstutzen kann.
Günstig ist z. B. die spanische Platane (Platanus hispanica „tremonia“), die in der Jugend nur eine schmale Krone ausbildet – ideal bei engem Verkehrsraum, weil sie so Bussen und Lkw nicht in die Quere kommt. Auch heimische Säuleneichen, die ihre schlanke Wuchsform bereits im Namen tragen, kommen bei beengten Platzverhältnissen bevorzugt zum Einsatz.
Die abgebildeten Platanen mit ihrer pyramidenförmigen Krone sind gewissermaßen der Prototyp des modernen Straßenbaums. An dieser Stelle sind kaum andere Bäume einsetzbar. Die schlanken Platanen sind die genaue Antwort auf den eklatanten Raummangel in der Stadt. Ihre Eigenschaften:
- (Unnatürlicher) astfreier Hochstamm, damit auch Busse und LKW drunter herfahren können.
- Schmale Krone: so bleibt Abstand zur Fassade.
- Der schlanken Krone entspricht eine relativ geringe Wurzelmasse – optimal, denn im Boden ist auch kaum Platz.
Gesucht: Neue klimataugliche Stadtbaum-Arten
Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Zusammensetzung des Stadtgrüns aus. Denn einige der heute verbreiteten Stadtbäume sind den veränderten Verhältnissen auf Dauer nicht gewachsen. Doch welche neuen Arten sind geeignet, an ihre Stelle zu treten?[15]
Zur Klärung genau dieser Frage läuft seit 2009/10 ein Langzeit-Forschungsprojekt der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, das sich zum Ziel gesetzt hat, die am besten für die Zukunft geeigneten Stadtbäume zu ermitteln[16]. An drei Standorten mit sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen wurden insgesamt 30 Versuchsbaumarten gepflanzt. Ausgewählt als repräsentative Standorte wurden
- Würzburg (mildes Weinbauklima mit längeren Trockenperioden),
- Kempten (gemäßigtes Voralpenklima mit reichlich Niederschlag) und
- Münchberg bei Hof (kontinentales Klima mit viel Frost).
Untersucht wird bei den Testbäumen neben ihrer Tauglichkeit unter den verschiedenen klimatischen Bedingungen auch die Resistenz gegenüber Krankheiten und ebenso, ob die heimische Insektenwelt mit diesen neuen Baumarten zurechtkommt.
Erste Ergebnisse der bis 2021 angelegten Studie, so ist aus Presseberichten zu erfahren, zeigen, dass im Schnitt gebietsfremde Baumarten bei den heimischen Insekten ebenso gut ankommen wie hiesige Baumarten. Allerdings stellte sich heraus, dass manche Insektenarten nur auf heimischen, andere wiederum nur auf gebietsfremden Bäumen zu finden waren, und einige Spezies verteilten sich gleichmäßig.[17]
In Heidelberg will man sich aber nicht allein auf die Studie der bayerischen Landesanstalt verlassen. Die Stadtgärtner haben an 16 Stellen auf dem Stadtgebiet eigene Versuchsflächen angelegt, um möglichst passgenau die hier vor Ort zukunftsfähigen Baumarten zu ermitteln.
Erfahrungen mit gebietsfremden Baumarten – auch außerhalb der Versuchsflächen – hat die Heidelberger Stadtgärtnerei zudem schon längst im Praxistest gesammelt:
Der Tulpen– und der Amberbaum gedeihen bei uns sehr gut, Gleiches gilt für den Ginkgo und die Gleditschie, die man ebenfalls schon sehr häufig in unseren Straßen antrifft.
Auch in die südosteuropäische Silberlinde (Tilia tomentosa „Brabant“), ein beliebter und schon altbewährter Straßen- und Parkbaum, setzt man berechtigte Hoffnung als klimawandeltauglicher und damit zukunftsfähiger Stadtbaum. Sie ist nachweislich recht hitze- und trockenheitsresistent.
Bei starker Sonneneinstrahlung hat sie einen besonderen Trick auf Lager: Sie wendet ihre Blätter so, dass die helle Unterseite nach oben zeigt und auf diese Art die Strahlung maximal reflektiert. Kürzlich wurde in Heidelberg eine neue Allee mit diesen cleveren Bäumen angelegt: Die sog. „Grüne Meile“ in der Bahnstadt wurde im Frühjahr 2021 mit jungen Silberlinden bestückt.[18]
Im Augenblick überwiegen im Heidelberger Stadtgebiet noch die einheimischen Arten bei Weitem, der Anteil an gebietsfremden Bäumen, besonders aus dem mediterranen Raum, ist jedoch in den letzten Jahren gewachsen. Eine solche Mischung ist sicherlich eine gute Strategie für die Zukunft, auch im Hinblick auf die sich ausbreitenden Schädlinge.
Fazit
Stadtbäume führen ein Leben am Limit. Im innerstädtischen Raum finden sie ganz andere, oft viel extreme Lebensbedingungen vor als ihre Verwandten im Wald oder auf dem Land. Das urbane Umfeld ist ein künstlicher Lebensraum; in ihm sind die grünen Klimahelfer einer Fülle von Stressfaktoren ausgesetzt (Schadstoffe, Verletzungen bei Bauarbeiten, Platzmangel, Strahlungswärme von Gebäuden und Asphalt).
Zusätzlich leiden besonders die Straßenbäume darunter, dass sie allein stehen, also keinen unmittelbaren Nachbarn haben, der Schatten und Verdunstungskühle spendet wie im Wald. Belastend hinzukommt der allgemeine Klimawandel mit langen Hitze- und Dürreperioden. Auch er setzt unseren Bäumen zu. Durch all diese negativen Faktoren sind die Stadtbäume insgesamt viel anfälliger für Krankheiten und Schädlinge als früher. Beunruhigend: Mittlerweile erkranken neben alten Bäumen auch vermehrt Bäume schon in ihren mittleren Lebensjahren.
Bei dem extremen Flächendruck in einer Stadt wie Heidelberg ist für neue große Bäume in der Innenstadt kaum noch Platz – oberirdisch wie unterirdisch.
Ein Hauptgrund dafür ist, dass unterirdische Versiegelung (z. B. durch Tiefgaragen) und die Vielzahl im Boden verlaufender Versorgungsleitungen den Bäumen den Wurzelraum streitig machen.
Auch oberirdisch ist z. B. durch Fassaden oder den Verkehrsraum oft kaum Freiraum zur natürlichen Entfaltung. Bei neu gepflanzten Straßenbäumen werden, wie an Beispielen gezeigt, aus Mangel an Raum oft schmale Wuchsformen bevorzugt. Einer kleinen Krone entspricht ein kleiner Wurzelballen – beides gewünschte Eigenschaften angesichts des knappen Platzes im innerstädtischen Raum.
Was müsste in Zukunft anders laufen?
Ziel sollte sein, noch vorhandene große, alte Bäume, die gesund sind, nach Kräften zu schützen und möglichst zu erhalten. Jeder Baum, der wegen eines Bauprojekts gefällt werden muss, ist ein riesiger Verlust. Schließlich dauert es Jahrzehnte, bis ein als Ersatz gepflanzter Jungbaum einen alten Baum mit ausladender Krone vollwertig ersetzt – wenn überhaupt. Denn es ist unklar, ob heute gepflanzte junge Bäume durch den Klimawandel einmal so alt werden wie Stadtbäume normalerweise bisher.
Außerdem ist nach einer Baumaßnahme oft aus Platzmangel gar keine Ersatzpflanzung mehr möglich oder erfolgt in Gestalt viel zierlicherer Bäume bzw. als letzter Ausweg sogar in Form von Bäumchen im Hochbeet.
Architekten und Stadtplaner sind aufgefordert, von Beginn an ihre Planungen so zu gestalten, dass Bestandsbäume möglichst berücksichtigt werden und erhalten bleiben. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn vonseiten der Planer die Bedürfnisse von neu zu pflanzenden Bäumen von vornherein bei ihren Entwürfen stärker mit einbezogen würden.
Oft sind zwar auf den Entwurfszeichnungen prächtige Bäume mit ausladenden Kronen zu sehen. Dies sind aber meist nur ansprechende Symbolbilder – die Realität der Bepflanzung später ist häufig eher ernüchternd.[19] Böse Absicht wird hier ausdrücklich nicht unterstellt: Dass Bäume bei den Planungen „unter ferner liefen“ eingeordnet werden, ist wie so oft, das Ergebnis der Verhältnisse.
Vereinfacht ausgedrückt läuft es gewöhnlich in der Art: Ein Neubau wird in der Innenstadt geplant. Dieser braucht Versorgungsleitungen, Tiefgarage, Kurzzeitparkplätze. Gehsteig und evtl. Radweg sind vorhanden, vielleicht ist da noch eine Ampel, ein Verkehrsschild oder ein Zebrastreifen – all dies hat logischerweise Platzansprüche, die vor denen der geplanten Straßenbäume Vorrang haben. Am Ende muss man dann sehen, wie viel Spielraum für Bepflanzung überhaupt noch bleibt. Letztlich spielt natürlich wie überall auch immer das Finanzielle eine Rolle.
Es gilt die Faustregel: Jeder bebaute Quadratmeter bringt Geld, jeder bepflanzte Quadratmeter kostet Geld. Wir als Gesellschaft müssen uns fragen, wie viel uns unsere grünen Stadtoasen und ihr Erhalt in Zukunft wert sind.
Zum Nach- und Weiterlesen:
[1] Umfangreiche Informationen zum Thema „Stadtbaum“ liefert das Standardwerk von Andreas Roloff: „Bäume in der Stadt“, Stuttgart 2013.
[2] Grundlegend zu den vielfältigen Leistungen der Stadtbäume: A. Moser et al.: „Stadtbäume: Wachstum, Funktionen und Leistungen – Risiken und Forschungsperspektiven“, angenommen Okt. 2017, Allg. Forst- u. Jagd-Ztg., 188. Jg. 5/6; S. 94–111; DOI-Nr. 10.23765/afjz0002006. Der Forschungsbericht hebt deutlich hervor, dass weltweit die Erforschung von Stadtbäumen noch in den Kinderschuhen steckt – im Gegensatz zur jahrhundertealten Forstwissenschaft, deren Methoden und Erkenntnisse auf Stadtbäume nicht oder nur bedingt übertragbar sind, v. a. durch den komplett anderen Wuchsraum von Stadt- und Waldbäumen.
[3] Genau genommen nehmen Bäume atmosphärisches CO2 auf, binden den Kohlenstoff (C) und geben den Sauerstoff wieder ab (O2).
[4] Laut freundlicher Auskunft von Herrn Dr. Ernst Baader, Amtsleiter des Landschafts- und Forstamts Heidelberg, im Gespräch vom 12.05.2020.
[5] Zahlenangabe v. 18.01.2005, Website der Stadt Heidelberg, Baumkataster/Sachstandsbericht (wurde inzwischen von der Website entfernt).
[6] Angaben v. 07.02.2018, Website der Stadt Heidelberg, Artikel: „Spezialfall Stadtbaum“; (Zugriff: 02.05.2020; Artikel nicht mehr verfügbar).
[7] Die fünf häufigsten Straßenbaumarten in Deutschland sind laut Statista, einem deutschen Online-Portal für Statistik, Linden (24%), Ahorne (15%), Eichen (9%), Platanen (6%) und Rosskastanien (4%); Angaben vom April 2014. Erfasst sind in diesem Ranking aber nur Straßenbäume, nicht Stadtbäume generell, insofern ist die Rangfolge nicht vergleichbar; https://de.statista.com/statistik/daten/studie/413388/umfrage/die-haeufigsten-strassenbaeume-in-deutschland/ (30.04.2020). Eine Statistik für Stadtbäume in Deutschland scheint noch nicht zu existieren.
[8] Vgl. dazu Beck, Alexander: „Stadtbäume im Klimawandel“, Unterrichtseinheit f. d. Oberstufe. Kassel 2020 (Hg. v. Zentrum für Lehrerbildung der Universität Kassel, Reihe Studium und Forschung, Heft 31). Auf der Website der Unibibliothek Kassel befindet sich ein direkter Link zum PDF dieser Arbeit https://kobra.uni-kassel.de/themes/Mirage2/scripts/mozilla-pdf.js/web/viewer.html?file=/bitstream/handle/123456789/11507/kup_9783737608305.pdf?sequence=1&isAllowed=y#pagemode=thumbs (28.04.2020).
[9] Zitiert nach dem RNZ-Artikel von Sarah Hinney: „Der Baumbestand ist massiv gefährdet“ vom 27./28.03.2021; https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-der-baumbestand-ist-massiv-gefaehrdet-_arid,648889.html.
Zu den Problemen des Hitzesommers 2018 und den Auswirkungen auf das Heidelberger Stadtgrün vgl. auch Website der Stadt Heidelberg, Artikel: „Die Hitze macht Grünanlagen und Bäumen zu schaffen“, https://www.heidelberg.de/hd/HD/service/07_08_2020+die+hitze+macht+gruenanlagen+und+baeumen+zu+schaffen.html (13.01.2021). Vgl. ebenso Denis Schnur: „Die Hitzesommer haben der Stadt zugesetzt“, RNZ vom 07.07.2020, https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-die-hitzesommer-haben-der-stadt-zugesetzt-_arid,522886.html (13.01.2021).
[10] Die ältesten Bäume mit etwa 200 Jahren stehen am Bergfriedhof. Heidelbergs Baumbestand zählt zu den ältesten in Baden-Württemberg.
[11] Der botanische Garten allerdings erlitt mehrere Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg und verlor fast den gesamten Pflanzenbestand.
[12] Beispiele und nachfolgende Ausführen basieren zum großen Teil auf Informationen der Website der Stadt Heidelberg, Artikel: „Spezialfall Stadtbaum“ v. 07.02.2018; (Zugriff: 28.04.2020, Artikel nicht mehr verfügbar).
[13] Vgl. Denis Schnur: „Die Hitzesommer haben der Stadt zugesetzt“, RNZ vom 07.07.2020 (s.o.).
[14] Mittlerweile werden auch von Hobbygärtnern verstärkt platzsparende Sorten nachgefragt. Speziell für den Balkon, Terrasse oder den kleinen Garten wurden Neuzüchtungen von Obstbäumen in Säulenform entwickelt. Das sind „Bäume“, die nur aus einem kurzen, vollständig astfreien Stamm bestehen, an dem direkt die Früchte hängen.
[15] Zum Thema „Stadtbäume im Klimawandel“ gibt es inzwischen einige Forschungsliteratur (wenn auch längst noch nicht so viel wie zum Thema „Waldbäume und Klimaveränderungen“) sowie Unterrichtsmaterial. Eine Zusammenstellung wichtiger Arbeiten finden Sie auf der Internetseite https://scholar.google.de/scholar?q=Stadtb%C3%A4ume+im+Klimawandel&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart (28.04.2020).
[16] Das Forschungs- und Innovationsprojekt „Stadtgrün 2021: Neue Bäume braucht das Land“ der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim wird vorgestellt auf folgender Website: https://www.lwg.bayern.de/landespflege/urbanes_gruen/085113/index.php (03.05.2020).
[17] Vgl. den Artikel von Brigitte Schulz: „Das Sterben der Stadtbäume“, in: Deutschlandfunk Kultur v. 13.08.2019; https://www.deutschlandfunkkultur.de/hitzerekorde-und-duerre-das-sterben-der-stadtbaeume.976.de.html?dram:article_id=456163 (01.05.2020).
Vgl. auch den Beitrag der BR-Redakteurin Anja Bühling: „Neue Stadtbäume braucht das Land“, v. 21.06.2019; https://www.br.de/themen/wissen/klimawandel-stadtbaeume-zukunft-100.html (02.05.2020). Unter anderem mit der Frage, ob heimische Insekten gebietsfremde Bäume als Nahrungsquelle und Lebensraum annehmen, beschäftigt sich der BR-Filmbeitrag: „Fremde Bäume gegen Hitzestress“ vom 27.06.2020 (11 min.); https://www.br.de/mediathek/video/klimaschutz-fremde-baeume-gegen-hitzestress-av:5ef5f9e704064e0014f5eec4.
[18] In den 1980er-Jahren war die Silberlinde in Verdacht geraten, eine „Hummelmörderin“ zu sein. Man hatte beobachtet, dass im Juli Massen von toten Hummeln unten ihnen am Boden lagen. Eine gründliche Untersuchung des Zoophysiologen Bernhard Surholt (Uni Münster) konnte die Silberlinde jedoch rehabilitieren (Vgl. dazu seine Ausführungen in „Natur und Landschaft“, Bd. 69, Heft 3, S. 91 sowie Heft 9, S. 412). Weder enthalten ihre Blüten Gift noch einen unverdaulichen Zucker. Im Gegenteil: Der Baum ist eine ausgezeichnete Futterquelle für Bienen und Hummeln. Das Problem liegt woanders: Silberlinden blühen sehr spät, noch nach unseren einheimischen Linden. Zu diesem Zeitpunkt im Jahr gibt es kaum noch sonst ein Blütenangebot: Die Wiesen sind gemäht bzw. vieles ist bereits abgeblüht. Somit stößt die Silberlinde zwar in eine Lücke – aber ihr Blütenangebot ist für die zahlreichen Hummeln und Bienen schlicht zu wenig. So verhungern die Hummeln paradoxerweise unter eigentlich ausgezeichneten Futterbäumen, die allerdings dem Ansturm alleine nicht gewachsen sind. Hummeln sind von dem Mangel an Futter besonders betroffen, u. a. weil sie keine Vorräte auf ihre Sammelflüge mitnehmen und so leichter als Bienen unterwegs in ein Energiedefizit geraten. Vgl. den Artikel von Eberhard Scholz: „Giftlinden rehabilitiert“ v. 01.04.1995/ Spektrum der Wissenschaft 4, S. 33, www.spektrum.de/magazin/giftlinden-rehabilitiert/822245 (27.05.2020).
[19] Vgl. die Entwurfszeichnung zur Neugestaltung der Bahnhofstraße im Stadtblatt, 21. Jg., Ausgabe Nr. 6 v. 06.02.2013; http://ww2.heidelberg.de/stadtblatt-online/index.php?artikel_id=9957&artikel_image=6792&view=bild&bf=; (18.05.2020).