Innerstädtisches Grün – ein rares Gut
Nur knapp 5% Grün in der Innenstadt Heidelbergs
Parks und innerstädtische Grünflächen nehmen in Heidelberg nicht einmal 5% des besiedelten Gebiets ein. Mit einem mageren Anteil von 4,8% landet Heidelberg damit im Ranking der acht Großstädte Baden-Württembergs auf dem letzten Platz. [1]
Neckarwiese oft überlastet
Noch dazu sind die Heidelberger Grünanlagen meist relativ klein und versprengt, einen größeren Grünzug bildet nur das Neckarufer auf Neuenheimer Seite. Von der Neckarwiese einmal abgesehen, sucht man ausgedehntere Parks wie z. B. in Mannheim oder Karlsruhe vergeblich. Mangels innerstädtischer Alternativen kommt es dazu, dass die Neckarwiese an schönen Tagen regelmäßig völlig überlaufen ist. Mehr dazu …
Und was ist mit dem Stadtwald?
Auf den ersten Blick erscheint Heidelberg sehr grün. Das liegt vor allem an seiner Lage: Die Stadt ist von Wald umgeben; einige Ortsteile ziehen sich sogar in die bewaldeten Berge hinein. 72% der Heidelberger Gemarkungsfläche sind unversiegelt (z. B. landwirtschaftlich genutzt), der Waldanteil beträgt etwa 40%.
Doch um den Stadtwald soll es hier ausdrücklich nicht gehen.
Das Projekt „StadtGrün“ konzentriert sich ausschließlich auf das innerstädtische Grün, auf das Grün im besiedelten Raum. Mit gutem Grund. Denn zu Fuß erreichbares Grün in unmittelbarer Nähe stellt für die Menschen in der Stadt einen wesentlichen Wohlfühlfaktor dar und hat eine andere Qualität als Wald in der Umgebung.
Unverzichtbar: Grün direkt vor der Haustür …
Mehr noch als in anderen Städten sind in Heidelberg, bedingt durch seine geografische Lage, vor allem für ältere Menschen, Gehbehinderte oder Familien mit Kindern fußläufig erreichbare Grünanlagen in der Ebene überaus wichtig.
Zwar bieten auch die bewaldeten Berge am Stadtrand einen schönen Aufenthalt im Grünen, aber es ist doch ein gewisser „Anmarsch“ bis dorthin zurückzulegen. Dieser Anmarsch kostet Zeit, die man im Alltag oft nicht hat.
Auch ist die zusätzliche Wegstrecke bis zum eigentlichen Ziel für Betagte, Gehbehinderte oder Menschen ohne Fahrzeug kaum zu schaffen.
… besonders für Ältere und Kinder
Hinzukommt – und das ist der springende Punkt: Die Wege im Stadtwald sind in der Regel sehr steil und z. B. mit Rollator kommt man da nicht weit. Auch rollern, skaten oder Fahrrad fahren lernt ein Kind nur auf flacher Strecke. Ebenso funktionieren Ballspiele aller Art nur in der Ebene.
Apropos Kinder: Gerade für ihre Entwicklung ist es generell von unschätzbarem Wert, eine Spielwiese oder einen ansprechenden, möglichst begrünten Spielplatz gleich um die Ecke zu haben. Einmal für den nötigen „Auslauf“, zum Dampfablassen nach dem Stillsitzen in der Schule, aber auch für ein selbstverständliches Erleben der Natur und des jahreszeitlichen Wechsels direkt vor der Haustür.
Grün in der Nähe bedeutet Lebensqualität pur!
Deshalb kommt in Heidelberg dem Erhalt und der Vermehrung des knappen innerstädtischen Grüns besondere Bedeutung zu.
- Tipp 1: In der App spielplatznet.de finden Sie eine Beschreibung zahlreicher Spielplätze im Bundesgebiet; für Heidelberg sind knapp 140 Spielplätze mit ihren Merkmalen (Spielgeräte, Wasser, Schatten …) erfasst.
- Tipp 2: Seit Juni 2020 ist die kostenlose App meinGrün verfügbar, ein Pilotprojekt vorerst nur für die Städte Heidelberg und Dresden. Die App gibt u. a. Auskunft über Lage und jeweilige Besonderheiten der innerstädtischen Grünflächen. Wer also in Heidelberg z. B. einen Park mit Schatten, WC und Bänken sucht, kann sich von der App den kürzesten Weg dahin anzeigen lassen. Eine App, die sicherlich nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische interessant ist.
Zum Nachlesen:
[1] Vgl. dazu die aktuelle Untersuchung des Datenjournalisten Simon Haas: „Städte-Ranking – Das sind die grünsten Großstädte Baden-Württembergs“, in: Badische Neueste Nachrichten v. 22.07.2019, https://bnn.de/lokales/karlsruhe/gruenste-staedte-baden-wuerttemberg-ranking-parks-gruenflaechen (25.03.2020).
Siehe dazu auch meinen Blogpost „Nur 7 m² Grünfläche pro Kopf in Heidelberg“ vom 27.01.2022.