Bei den Plänen für die Umgestaltung ihres Campus rückt die SRH werbewirksam die Schaffung einer autofreien „grünen Mitte“ in den Fokus. Dass für diese zentrale grüne Lunge drei öffentliche Straßen geopfert werden müssen – ein Unding.
Noch bitterer ist die Tatsache, dass die Umbaupläne aufgrund neuer Trassen und Baufelder für neue Gebäude die Fällung von 203 Bäumen vorsehen, davon 73 „eigentlich“ von der Baumschutzsatzung geschützte.
Jungbäume können den Wert alten Baumbestands nicht ersetzen
Die SRH versichert, durch Pflanzung zahlreicher Jungbäume werde man den Verlust an Baumbestand „überkompensieren“ (RNZ v. 8.11.23). Das klingt gut, funktioniert aber nicht. Bis junge Bäume Ökosystemleistungen in gleichem Umfang wie die gefällten Bäume erbringen, vergehen 30–40 Jahre. Und: Mit der bloßen Pflanzung von 200 und mehr Jungbäumen ist es ja nicht getan.
Heute müssen angesichts der Klimakrise junge Stadtbäume in den ersten 5 Jahren intensiv betreut werden, wenn sie eine Überlebenschance haben sollen. Laut Dr. Baader, dem Leiter des Landschafts- und Forstamts, benötigt ein Jungbaum in der Vegetationszeit 3 Gießgänge à 200l pro Woche. Das macht bei 200 Jungbäumen die gewaltige Menge von 120.000l (!) Wasser pro Woche. Wer soll das leisten? Gibt es überhaupt ein Pflegekonzept für die Jungbäume? Und wer kontrolliert, ob die Ersatzpflanzungen über die Jahre auch gedeihen?
Fakt ist, dass Hitzeperioden den Bäumen im städtischen Raum besonders stark zusetzen. Zunehmend gehen nicht nur Altbäume, sondern mehr und mehr Bäume bereits im „jugendlichen Mittelalter“ verloren. Daher sollten wir Stadtbäume nach Kräften erhalten, nicht in großem Maßstab fällen.
Wann fangen wir an zu begreifen, dass in der heutigen Zeit ein an seinem Standort gut etablierter großer, alter Baum ein kostbares Gut ist?
Übrigens: Die Zahl der zu fällenden Bäume wird noch einmal deutlich steigen, wenn in einer späteren Bauphase die Bäume auf dem Gelände der alten Gärtnerei (Maria-Probst-Straße) einem 13-stöckigen Hochhaus weichen müssen.
Ein weiteres No-Go: Neues Parkhaus auf Ackerfläche
Die SRH plant, das alte Parkhaus abzureißen und auf einer (städtischen) Ackerfläche außerhalb ihres Geländes („Unterer Rittel“) ein neues, oberirdisches Parkhaus zu errichten. Dieser verschwenderische Umgang mit der knappen, kostbaren Ressource Boden ist zutiefst verantwortungslos gegenüber den nachfolgenden Generationen!
Fazit: Das Werben mit der neuen „grünen Mitte“ des Campus ist pures Marketing, Greenwashing in Reinkultur.
Update: Am 6.12.2023 überreichte der Greenpeace-Ortsverband Mannheim-Heidelberg wegen der geplanten umfangreichen Baumfällungen symbolisch ihre Negativauszeichnung, den „Goldenen Betonklotz“, an die SRH. S. dazu auch den Bericht von M. Wiedemann: „Goldener Betonklotz“ für die SRH, in: RNZ vom 7.12.2023.
Update vom 27.2.2024: Das Ackergrundstück, das im Besitz der Stadt ist, wird wohl mit dem geplanten neuen SRH-Parkhaus bebaut werden. Der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss befürwortete nun das Projekt.
Update vom 5.6.2024: Keine neuen Erkenntnisse oder veränderte Positionen zeigt der jüngste große RNZ-Artikel zu den Plänen der SRH für ihren Campus in Wieblingen (vgl. Holger Buchwald „Der große Plan“, in: RNZ vom 5.6.2024).
Update vom 14.6.2024: Holger Buchwald: „Weiter Diskussionen um SRH-Parkhaus“, in: RNZ vom 14.6.2024.
Zum Nach- und Weiterlesen:
Holger Buchwald: „Parkhaus statt Landwirtschaft – Ausschuss spricht sich für die neue SRH-Hochgarage am Rittel aus“, in: RNZ vom 27.2.2024.
Maria Stumpf: „Bürger protestieren gegen SRH-Umbaupläne“, in: RNZ vom 30.10.2023
Maria Stumpf: „Der neue SRH-Campus soll auch „Naherholungsgebiet“ werden, in: RNZ vom 8.11.2023.
Verwendete Materialien: