Kaum einer kennt sie, dabei ist die Elsbeere ein in fast ganz Europa heimischer Waldbaum. Allerdings ist die Elsbeere (Sorbus torminalis) in Deutschland selten geworden. Das liegt an ihren schönen geraden Stämmen und ihrer ausgezeichneten Holzqualität – das macht sie für die Holzwirtschaft sehr interessant. Es bleiben daher in den Wäldern nur Exemplare von minderer Qualität zurück, die sich wirtschaftlich nicht verwerten lassen.
Hoffnungsträgerin für den Waldumbau
Doch in jüngster Zeit erlebt die Elsbeere eine Art Revival. Das hängt zusammen mit dem angestrebten Umbau unserer heimischen Wälder, die widerstandsfähiger gegenüber den Klimaextremen werden sollen. Forstfachleute, nicht nur hier im Rhein-Neckar-Kreis, setzen dabei u.a. auf eine größere Bandbreite an Laubbaumarten. Und hier kommt die Elsbeere ins Spiel: Sie gehört zu den trockenheitstoleranten Laubbaumarten, die verstärkt gepflanzt werden sollen.
Wo kann man Elsbeer-Bäume im Stadtgebiet sehen?
Zwei Exemplare dieses rar gewordenen Baums sind ausgerechnet auf dem Campus (Im Neuenheimer Feld) zu sehen, unmittelbar neben der Baustelle des neuen AudiMax (s.o. Foto). Allerdings wurde ihr Wurzelbereich durch den Baustellenaushub meterhoch überschüttet – ein No-Go. Trotz des widrigen Standorts haben die beiden Bäume gerade wieder kräftig ausgetrieben und bereits Blüten angesetzt. Im Freistand wie hier am AudiMax bildet sich eine ausladende Krone, im Wald hingegen ist die Wuchsform ganz schlank.
Ein weiteres, noch sehr junges Exemplar steht im Gärtchen rings um die Peterskirche in der Altstadt, gleich neben der sog. „Luthereiche“. Ob die Pflanzung einer Elsbeere als versteckte Würdigung von Luthers Ehefrau Katharina Bora gemeint war? Angeblich liebte sie nämlich die Elsbeeren-Früchte ganz besonders (s.u. Zitat).
Die Elsbeere gilt seit 1999 auch als ‚Lutherin-Baum‘. Theologen des Kirchlichen Forschungsheims in der Lutherstadt Wittenberg hatten herausgefunden, dass Martin Luthers Frau, Katharina von Bora, besonders gern Elsbeeren aß und Luther in einem Brief seinen Freund Johannes Agricola darum gebeten hatte, ihm für seine Frau die von ihr heißbegehrten Früchte aus Eisleben mitzubringen. Als Pendant zur berühmten Luthereiche in Wittenberg hatten sie damals vor ihrem Institut eine Elsbeere als ‚Lutherin-Baum‘ gepflanzt.
Zitat: Stadtportal Erfurt
Multitalente: die Früchte
Die rotbraunen Früchte reifen im September. Zuerst sind sie sehr säuerlich; erst bei Überreife, wenn sie weich werden, sind sie schmackhaft. Die Beeren kann man roh verzehren oder zu Gelée, Kompott und Marmelade verarbeiten. In Frankreich stellt man aus den Beeren einen Obstbrand her („Eau d’Alisier“).
Auch medizinisch finden die Früchte Verwendung. Die lateinische Bezeichnung tormina (= Bauchweh, Kolik, Ruhr) deutet nicht etwa auf Beschwerden nach dem Genuss der Beeren hin. Vielmehr gilt ihr Verzehr als altes Hausmittel gegen Magen- und Darmbeschwerden und sogar gegen Ruhr.
Gelappte Blätter
Vom Erscheinungsbild erinnert die Elsbeere an einen Birnbaum. Jedoch beseitigt ein Blick auf die Blätter jeden Zweifel. Die Blätter der Elsbeere sind mehrfach gelappt, nicht oval wie bei der Birne. Zur Gattung „Sorbus“ gehören auch Mehlbeeren und Ebereschen.
Holz
Das Holz der Elsbeere gilt weltweit als eines der edelsten Hölzer. Es wird für exklusive Möbel verwendet, eignet sich aber auch zum Drechseln und für den Bau von Musikinstrumenten.
Zum Nach- und Weiterlesen:
NABU-Webartikel: Eine seltene Schönheit – die Elsbeere im Porträt.
„Die Elsbeere – ein heimischer Exot„, Webartikel vom 15.9.2011, LWF (Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft).
Wikipedia „Elsbeere“, Stand vom 22.12.2022, Zugriff: 13.4.2023.