Artenvielfalt im eigenen Garten fördern
Die Stadt als (Über-)Lebensraum
Grünflächen in der Stadt sind für viele Pflanzen- und Tierarten längst überlebenswichtig geworden. Denn im städtischen Umfeld bieten sich ihnen – im Gegensatz zur verbreiteten Monotonie auf den Feldern – abwechslungsreiche Lebensräume: Es gibt Gärten und Parks mit zahllosen unterschiedlichen Bäumen, Sträuchern und Blumen, dazu Ecken, in denen Unkräuter wachsen, kleine Wäldchen und Teiche, Gleisanlagen und Industrieareale. Daneben bieten auch Gebäude bestimmten Arten wie Mauerseglern und Schwalben Unterschlupf und Wohnraum. In Heidelberg brüten seit einigen Jahren regelmäßig Wanderfalken im Turm der Heiliggeistkirche. In der Bahnstadt und im Neuenheimer Feld tummeln sich stabile Populationen von Feldhasen. Auch Marder und Füchse werden in vielen Städten regelmäßig im Siedlungsgebiet gesichtet. Ebenso finden Wildbienen und andere Insekten häufig im urbanen Raum ein größeres und vielfältigeres Nahrungsangebot als draußen auf den Feldern.[1]
Der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Josef Reichholf konnte 2007 in einer Studie, in der er die Artenvielfalt von Stadt und Land untersuchte, zeigen, dass z. B. Vögel und Schmetterlinge in Parks und an Stadträndern eine signifikant höhere Artenvielfalt besaßen als in der offenen Flur.[2] Das lässt einerseits hoffen, andererseits müsste sich auch dringend in der Landwirtschaft vieles grundlegend ändern. Allerdings das wird wohl ein sehr langwieriger Prozess.
Jeder kann was tun
Inzwischen kann und sollte sich aber jeder einzelne im eigenen Umfeld für den Artenschutz einsetzen, z. B. durch Engagement für Erhalt und Vermehrung des Stadtgrüns. Oder durch die Aufwertung des eigenen Gartens im Sinne der Artenvielfalt.
Gerade hier schlummert noch ein gewaltiges Potenzial, das es zu aktivieren gilt. Denn in vielen Stadtgärten wird die wertvolle grüne Fläche unter dem Aspekt des Artenschutzes noch längst nicht optimal genutzt.
Dabei lässt sich schon mit ein paar einfachen Maßnahmen die Vielfalt der Arten im eigenen Garten erheblich steigern, ohne Einschränkungen für den Menschen. Dazu auf den folgenden Seiten einige Anregungen. Man muss ja nicht gleich „im eigenen Garten die Welt retten“, wie es ein Buchautor augenzwinkernd vorschlägt.[3]
Grün ist nicht gleich Grün
Ein sattgrüner Rasen ohne Moos und Unkraut, womöglich mit exakt geschnittenen Kanten galt lange Zeit als Visitenkarte eines Hobbygärtners. Doch mittlerweile beginnt zum Glück ein Umdenken. Denn ein „englischer“ Rasen trägt nichts zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Eine Amsel schafft es vielleicht noch, einer Rasenfläche ein paar Regenwürmer zu entlocken, aber darüber hinaus ist „tote Hose“.
Schottergärten
Inzwischen hat es sich längst herumgesprochen: Schottergärten sind ein No-Go. Sie gelten zwar als pflegeleicht, sie sind jedoch wegen ihrer Aufheizung im Sommer schlecht für das Mikroklima der Stadt und auch kein Gewinn unter dem Aspekt der Artenvielfalt.

Was viele Gartenbesitzer nicht wissen: Schottergärten sind im Südwesten schon seit über 20 Jahren offiziell verboten.[3] Um dieses Verbot noch einmal klar herauszustellen, wurde im Juli 2020 in einer Gesetzesnovelle zum Artenschutz das Verbot der Schottergärten noch einmal explizit formuliert. [4] Der Regelung zufolge ist nicht nur die Neuanlage solcher Gärten verboten, sondern es müssen sogar bestehende Anlagen dieser Art nun umgestaltet werden.
Die Stadt Heidelberg setzt hier bewusst erst einmal nicht auf Konfrontation; vielmehr bemüht man sich zunächst um Aufklärung und setzt auf Einsicht und Kooperation der Eigentümer. Eine städtische Broschüre über das Gestalten von lebendigen, artenreichen Gärten soll Alternativen zu den sterilen Steinwüsten aufzeigen. [x]
[1] Wen die städtische Fauna näher interessiert, der sei auf das Buch „Stadtfauna – 600 Tierarten unserer Städte“ von Stefan Ineichen et al., o.O. 2012, hingewiesen.
[2] Josef H. Reichholf: Stadtnatur: Eine neue Heimat für Tiere und Pflanzen. München 2007.
[3] Launig geschrieben, mit typisch englischem Humor ist das Buch „Wildlife Gardening. Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten“ des britischen Autors Dave Goulson, München 2019.
[4] Zum Verbot der Schottergärten vgl. z. B. https://www.swr3.de/aktuell/ nachrichten/verbot-schottergaerten-baden-wuerttemberg-100.html.
[5] Vgl. dazu den Artikel „Naturschutzgesetz verbietet Schottergärten in Baden-Württemberg – Das müssen Bürger beachten“ von Sebastian Raviol, BNN vom 24.07.2020, https://bnn.de/nachrichten/baden-wuerttemberg/naturschutzgesetz-verbietet-schottergaerten-in-baden-wuerttemberg-das-muessen-buerger-beachten.
[6] In der Broschüre „Natur in der Stadt – Biologische Vielfalt in Heidelberger Gärten“ (2020) finden Sie eine Menge Tipps, wie Sie Ihren Garten unaufwendig ökologischer gestalten können. Die Broschüre ist bequem über das Internet zugänglich www.natuerlich.heidelberg.de.