Winterlicher Eyecatcher: Die Stechpalme – knallrote Beeren, grünes Laub

Rund um Weihnachten ist die Stechpalme (Ilex aquifolium) all­gegen­wärtig. In England, wo die Pflanze verbreitet wächst, dient ihr immergrünes Laub als festlicher Schmuck. Bei uns in Deutschland findet man die Stechpalme vor allem als Dekor auf weihnachtlichen Tischdecken und Servietten. Kein Wunder, denn hierzulande ist die wild wachsende Stechpalme streng geschützt.

Stechpalme (Ilex aquifolium)
Besonders im Winter ein Schmuck für jeden Garten: Die Stechpalme.

Europäerin mit exotischem Aussehen

Von ihrem Erscheinungsbild her wirkt die Stechpalme exotisch, aber sie ist eine waschechte Europäerin – und das schon seit 2 Mio. Jahren. Damals herrschte auf dem europäischen Kontinent noch subtropisches Klima. Die anschließende allmähliche Abkühlung des Klimas verkraftete sie gut. Während der immer wieder auftretenden Eiszeiten überwinterte sie im Südwesten der Iberischen Halbinsel. Von dort verbreitete sich die Stechpalme wieder, als die Temperaturen milder wurden. Sie ist also ein Relikt aus einem lange zurückliegenden Erdzeitalter.

Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich heute über weite Teile Europas. Das sind v.a. die durch den Atlantik geprägten Regionen von Südwestnorwegen und bis hinunter nach Spanien. Aber auch am Mittelmeer, im westlichen Balkan und an der türkischen Schwarzmeerküste ist sie zuhause. In Deutschland gedeiht sie u.a. im Pfälzer Wald und im Schwarzwald. Wer wild wachsende Stechpalmen in Heidelberg sehen will, findet beispielsweise im Stadtwald rund um das Arboretum I viele größere und kleinere Exemplare.

Baum oder Strauch?

Beides ist richtig. Die Stechpalme kommt als Baum und auch als Strauch vor – abhängig von den Lichtverhältnissen am Standort.

Wehrhaft

Auffällig sind an der Stechpalme die ledrigen, glänzend dunkelgrünen Blätter. Diese gibt es in zweierlei Ausführungen: Es gibt sie mit gezähntem Rand und Stacheln, es gibt aber auch Blätter mit glattem Rand und ohne Stacheln. Dieses Phänomen kommt bei Pflanzen öfter vor (z. B. beim Efeu). Man spricht hier von Heterophyllie („Verschieden­blättrig­keit“).

Die Stacheln dienen der Abwehr von Fressfeinden. In der Regel findet man die glatten Blätter eher an höher wachsenden Zweigen – also tendenziell da, wo keine Fressfeinde mehr hinkommen. Junge Pflanzen dagegen sind komplett stachelig.

Stechpalme (Ilex aquifolium), Beeren
Hier gut zu erkennen: Blätter mit glattem und mit stacheligem Rand an derselben Pflanze.

Attraktiv

Stechpalme (Ilex aquifolium) männlich und weiblich
Ein Stechpalmen-Paar in der Gabelsberger Straße/Ecke Bergstraße, Neuenheim.

Die Stechpalme ist zweihäusig, d.h., es gibt rein männliche und rein weibliche Bäume. Nur letztere tragen die attraktiven roten Früchte. Für den Menschen sind diese giftig, Vögel aber fressen sie im Winter sehr gerne und verteilen so die Steinkerne.

Schon immer haben Menschen Stech­palmen­zweige als Schmuck verwendet, nicht nur an Weihnachten. Beispiels­weise kamen die Zweige in bestimmten Gegenden auch am Palmsonntag als Ersatz für Palmwedel zum Einsatz – so erklärt sich der Name Stech„palme“. Eine Verwandtschaft mit Palmen besteht allerdings nicht.

Magisch

Fans von Harry Potter denken beim Thema Stechpalme unweigerlich zuerst an seinen Zauberstab. Dieser ist bekanntlich aus Stech­palmen­holz und einer Phoenixfeder gefertigt. Eine exzellente Wahl! Denn tatsächlich liefert die Stechpalme ein schönes weißes und sehr glattes Holz. Es eignet sich besonders für Drechselarbeiten, z.B. wird es gerne für Schachfiguren verwendet.

Variantenreich

Von der Stechpalme gibt es eine Fülle von Zuchtsorten, z.B. mit gelb geränderten Blättern oder geflecktem Laub.

Über 30 Sorten auf einmal sind in den berühmten Kew Gardens in London zu bestaunen, und zwar entlang des Holly Walk, der bereits im 19. Jahrhundert angelegt wurde.

Zum Nach- und Weiterlesen:

Ausführlich informiert der Artikel von Rudolf Fenner: „Ilex, die stechende Palme“, in: Robin Wood Magazin 2020/4. Der Anlass für den Beitrag war die Wahl der Stechpalme zum Baum des Jahres 2021. Ein ebenfalls sehr umfassender Beitrag über die Stechpalme von Andreas Roloff eröffnet das „Jahrbuch der Baumpflege 2021“.

Stechpalme (Ilex aquifolium), Baum
Großes Stechpalmen-Exemplar in der Bergstraße/Ecke Blumenthalstraße.