Im Rahmen des Klimaschutz-Aktionsplans hatte die Stadt Heidelberg angekündigt, ab 2021 jedes Jahr 500 Bäume in Form eines Klimawäldchens zu pflanzen, insgesamt 3000 Exemplare. Begünstigt von der Maßnahme sollten Stadtteile ohne Waldanteil sein und vorrangig versiegelte Flächen dafür entsiegelt werden.
Doch bei näherer Betrachtung erwies sich keine der dafür ins Auge gefassten Flächen als unproblematisch. Die Gründe: Nutzungskonflikte oder (zu) teure Bodenaufbereitung nach dem Entsiegeln. Eine Stadträtin fasste die Lage kürzlich so zusammen: Es gebe schlicht keine geeigneten Flächen.
Nun geht die Stadt offenbar einen anderen Weg: Sie verschenkt 500 kleine Obstbäume an privat. Interessierte erhalten für ihren Garten einen jungen Obstbaum ihrer Wahl. Einzige Bedingung: Die Bäume müssen in Heidelberg gepflanzt werden – Nachweis per „Beweisfoto“.
Mit diesem cleveren Schachzug verlagert die Stadt die angekündigte Pflanzung von 500 Bäumen auf private Flächen. Zugleich ist auch für die Pflege der Jungbäume gesorgt, ohne dass die Stadt dafür aufkommen muss.
Für Klimaschutz und Artenvielfalt sind die neuen Bäume auf jeden Fall ein Gewinn, keine Frage. Aber man muss auch sagen: Ein Klimawald von 500 Bäumen hätte in dem betreffenden Stadtteil eine andere Wirkung entfaltet als einzelne zusätzliche Bäume in schon vorhandenen Gärten. Und: Man weiß nicht, wie viele der 500 Bäume ein echtes Plus bedeuten – etliche Gartenbesitzer hatten sicherlich schon von sich aus geplant, noch diesen Herbst einen neuen Baum zu pflanzen. Sie freuen sich nun über dieses unerwartete Gratisangebot.
Unterm Strich bleibt das Fazit: Städtischer Grund ist zu knapp, zu teuer, zu begehrt, als dass man ein Stück davon „nur“ für eine größere Gruppe von Bäumen bereitstellen möchte. Natürlich gibt es objektiv Schwierigkeiten, Extrakosten usw. Aber es ist einfach eine Frage der Priorisierung.