Masterplan Campus Neuenheimer Feld: mehr als 1000 Bäume sollen gefällt werden

Hintergrund

Augenblicklich werden die Pläne für die Zukunft des Campus Neuenheimer Feld der Öffentlichkeit präsentiert. Interessierte können sich online oder vor Ort in den Ausstellungsräumen des Dezernats 16 in der Emil-Maier-Straße ein Bild von den Planungen machen und Kommentare dazu abgeben www.masterplan-neuenheimer-feld.de.

Die aktuellen Entwürfe wurden anhand von Vorgaben von zwei unabhängigen Architekturbüros (Astoc/Höger) erarbeitet. Oberstes Ziel des Masterplans ist es, den Kliniken und wissenschaftlichen Einrichtungen eine Perspektive in die Zukunft, d.h. Wachstumsmöglichkeiten, zu eröffnen. Insgesamt soll eine zusätzliche Bruttogeschossfläche von 800.000 qm auf dem derzeitigen Areal untergebracht werden. Das Gewann Hühnerstein (im Handschuhsheimer Feld), für das die Universität Baurecht besitzt, sollte bei diesen Planungen außen vor bleiben. Der zeitliche Horizont der Planungen reicht bis 2050.

Obwohl die beiden Architekturbüros ihre Vorschläge unabhängig erarbeiteten, kamen sie zu sehr ähnlichen Ergebnissen.  Beispielsweise soll bei beiden Entwürfen eine Ring-Straßenbahn das Neuenheimer Feld erschließen.

Was bedeuten die Pläne für das vorhandene Grün?

Botanischer Garten

Team Höger lässt den Botanischen Garten unberührt, die Trasse der geplanten Ring-Straßenbahn führt auf der Hofmeisterstraße an ihm vorbei.

Auch Team Astoc plant die Straßenbahntrasse auf der Hofmeisterstraße, schlägt aber zwei leicht unterschiedliche Trassenführungen vor – einer davon würden vier große alte Bäume des Botanischen Gartens zum Opfer fallen, der ohnehin schon sehr kleine Botanische Garten würde erneut beschnitten. Das ist vollkommen unnötig und darf auf keinen Fall geschehen!

Ausschnitt aus dem Plan für Baumfällungen und -pflanzungen, Team Astoc; die roten Pfeile markieren die 4 von Fällung bedrohten Bäume im Botanischen Garten, die betroffene Baumreihe steht zwischen Alpinum und Hofmeisterstraße;
Legende: grün = bestehende Bäume, schwarz = zu fällende Bäume, orange = zu pflanzende Bäume.

Bäume auf dem Campus

Übersicht über die geplanten Baumfällungen und -pflanzungen der Teams Astoc und Höger; Quelle: Infografik der Stadt Heidelberg.

Als derzeitiger Baumbestand wurden 4867 Bäume erfasst; bei dieser Zahl sind 62 wegen Alter und Krankheit zu fällende Bäume schon herausgerechnet.
Die Teams Astoc und Höger gehen beide von 4929 Bestandsbäumen aus, also die 62 kranken Bäume sind bei ihnen noch mit erfasst – so kommt Astoc auf 5692 Bäume nach Abzug der baubedingten Fällungen und mit Neupflanzungen, Höger auf 4607. Leider ist kein Zeitplan angegeben, man kann also nicht absehen, wann bzw. wie schnell die betreffenden Bäume gefällt werden.

Mit Blick auf die Zahl an Neupflanzungen darf man sich nicht beruhigen. Jeder einzelne gesunde Baum, der gefällt wird, bedeutet einen auf Jahrzehnte hinaus unersetzlichen Verlust. Rund 1000 gesunde Bäume weniger – das ist Wahnsinn in Zeiten des Klimawandels!

Neupflanzungen in großem Maßstab sind kaum mehr als ein Notbehelf. Denn: Jungbäume haben es im Vergleich zu früher viel schwerer, das Jugendalter zu überstehen. Viele gehen rasch ein, weil sie noch nicht über ausreichend Wurzelmasse verfügen, um Trockenperioden standzuhalten. Dies gilt übrigens auch für sog. „Klimabäume“, also Baumarten, die mit Trockenheit im Prinzip gut zurechtkommen – aber eben erst ab einem bestimmten Alter.

  • Junge Bäume müssen, damit sie eine Chance haben, 5 Jahre lang regelmäßig gegossen werden, in Hitzeperioden 3x pro Woche – wie will man das bei Hunderten Bäumen bewerkstelligen?
  • Und was passiert, wenn die jungen Bäume rasch wieder eingehen? Ist eine Nachpflanzung bei der zu erwartenden hohen Ausfallrate vorgesehen?
  • Junge Bäume sind in Bezug auf ihre „Leistungen“ fürs Klima mit üppigen Großbäumen nicht zu vergleichen.

Aus all diesen Gründen muss man alles daransetzen, die extrem hohe Fällrate zu senken. Ein schöner Großbaum, der sich an seinem Standort etabliert hat und wohlfühlt, ist etwas sehr Wertvolles und nicht ohne weiteres zu ersetzen.

Übersicht über Bestandsbäume (grün), geplante Baumfällungen (schwarze Punkte) und -pflanzungen (orange),Team Höger; Quelle: Infografik der Stadt Heidelberg.
Übersicht über Bestandsbäume (grün), geplante Baumfällungen (schwarze Punkte) und -pflanzungen (orange),Team Astoc; Quelle: Infografik der Stadt Heidelberg.