Wertvolles Stadtgrün
Wohlfühlfaktor Grün
Schatten spendende Straßenbäume, bunte Blumenbeete auf Verkehrsinseln, kleine und große Parkanlagen – die Erscheinungsformen von Natur in der Stadt sind äußerst vielfältig. Grüne Inseln inmitten des eintönigen Grau von Beton und Asphalt steigern die Attraktivität und die Lebensqualität einer Stadt.
Nicht umsonst wünschen sich die meisten Menschen ein möglichst grünes Wohnumfeld. Allein der Blick ins Grüne wirkt schon beruhigend und wohltuend.[1] Viele Gestresste genießen es, wenn sie nach einem anstrengenden Tag im Büro auf dem Heimweg zum Entspannen ein Stück durch einen Park schlendern können.
Parks als ungezwungene Begegnungsstätte
Öffentliche Grünflächen laden ein zum Spielen, Sonnenbaden oder zu sportlicher Betätigung. Ein zusätzlicher Pluspunkt: der soziale Aspekt. Leute jeden Alters, jeder Nationalität und jeder sozialen Schicht können sich in Parks ungezwungen begegnen.
Straßenbäume machen glücklich
Nicht nur Grünflächen, sondern bereits einige Straßenbäume in der Nähe können sehr viel Positives für das seelische Wohlbefinden bewirken. Wie eine kürzlich erschienene wissenschaftliche Studie zeigt, können Straßenbäume im direkten Umfeld das Risiko für Depressionen senken.
An der Studie nahmen 10.000 Leipziger Bürger und Bürgerinnen teil. Anhand ihrer Daten wurde die Häufigkeit der Verschreibung von Antidepressiva in Relation gesetzt zu der Anzahl und Nähe von Straßenbäumen. Andere Faktoren, die Depressionen auslösen können, wie z.B. Alter oder Gewicht, wurden aus den Ergebnissen herausgerechnet.
Es ergab sich ein deutlicher Zusammenhang: Mehr Bäume in der nahen Wohnumgebung bedeutete meist eine niedrigere Anzahl verschriebener Antidepressiva.[2]
Gut fürs Mikroklima
Wie wertvoll Grünanlagen gerade im Zeichen des Klimawandels sind, zeigt sich verstärkt an heißen Tagen: Wer der aufgeheizten Wohnung entfliehen will und nicht über Balkon oder Garten verfügt, findet im Schatten großer Parkbäume einen angenehm luftigen Zufluchtsort. Grüne Zonen in der Stadt schaffen durch Verdunstung und Schattenwurf ein angenehmes Mikroklima, gerade in den Sommermonaten.
Parks als Ort der Erholung
Und ganz aktuell: Die Wertschätzung der Grünanlagen ist durch die Corona-Pandemie noch einmal gestiegen. Gerade in dieser Krisenzeit, in der Fernreisen nicht möglich oder ratsam sind, nutzen so viele Menschen wie kaum jemals zuvor das Grün vor ihrer Haustür für Freizeit, Sport und Erholung oder einfach für die schnelle Auszeit vom Alltag.
Auf einen Blick: Die „Leistungen“ von Stadtgrün
- Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden
- Ermöglicht die schnelle Auszeit zwischendurch
- Attraktiver Treffpunkt, ungezwungene Begegnungsmöglichkeit
- Platz für Sport und Spiel zum Nulltarif
- Verbesserung des Stadtklimas: Milderung der Hitze durch Verdunstung und Schattenwurf
- Verbesserung der Luftqualität durch Binden von Feinstaub und
- Reduktion von klimaschädlichem CO2 in der Luft
- Ausgleichsfläche bei Starkregen
- Dämpfung von Lärm
- Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Beitrag zum Artenschutz
Diesen Aspekt möchten wir noch einmal eigens betonen. Indem jedes Fleckchen Grün in der Stadt unterschiedlichen Tieren und Pflanzen Lebensraum gewährt, leistet urbanes Grün einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Das ist umso wichtiger, als draußen auf unseren Feldern immer weniger Arten leben (können).
Grüne Oasen ermöglichen im Siedlungsraum ganz unaufwendig wertvolle Natur-
erfahrungen direkt vor unserer Haustür.
Damit bildet Stadtgrün einen wichtigen Gegenpol zu unserer technisierten und digitalisierten Welt.
Stadtgrün hat viele Formen:
- Grünanlagen und Parks
- Wiesen
- Öffentliche und private Gärten
- Innerstädtische Kleingärten
- Friedhöfe
- Straßenbäume
- Begrünte Verkehrsinseln
- Brachflächen
- Spiel-/Sportplätze mit Grünanteil
- Dach- und Fassadenbegrünung
- Stadtwäldchen
- Naturschutzgebiete
Und die Kostenseite?
Klar ist: Stadtgrün gibt es nicht umsonst. Die Pflege der städtischen Grünanlagen kostet Geld, und das rund ums Jahr. Mit den immer stärker spürbar werdenden Auswirkungen des Klimawandels steigen der Aufwand und damit die Kosten für städtisches Grün.
Sicherstellen der Verkehrssicherheit
Ein großer Teil der Pflegemaßnahmen richtet sich auf die Gewährleistung der Verkehrssicherheit; sie ist oberstes Gebot für die Stadtgärtner. Damit eine Gefährdung von Menschen etwa durch herabstürzende dürre Äste oder nicht mehr standfeste Bäume ausgeschlossen werden kann, sind permanente Kontrollen unerlässlich.
Bei diesen Baumarbeiten sind gewöhnlich Teams von mindestens 3–4 Arbeitskräften erforderlich. Es braucht eine Person zum Sichern, eine im Hubsteiger für Arbeiten in der Baumkrone und wenigstens eine weitere zum Schreddern der abgeschnittenen Äste. D.h., solche Einsätze binden richtig viel Arbeitskraft und verursachen entsprechend einiges an Kosten.
Sonstige Pflegearbeiten
Während die der Sicherheit dienenden Maßnahmen von der Öffentlichkeit im Alltag meist wenig wahrgenommen werden, sind andere laufende Arbeiten offensichtlicher wie Neugestaltung von Beeten, Unkrautbeseitigung, Wässern, Entfernen von Laub im Herbst, Rückschnitt.
Fällarbeiten und mehr Gießaufwand durch lange Dürreperioden
Dazu kommen noch vermehrte Ausgaben durch den Klimawandel: Von Hitze und Trockenheit gestresste Bäume gehen ein und müssen gefällt werden, geeignete Ersatzpflanzungen und erhöhter Gießeinsatz belasten den Etat.
Aber: Grünflächen reduzieren andere Ausgaben
Trotz chronisch klammer Gemeindekassen sollte man bedenken: Grünflächen verursachen nicht nur Kosten. Sie helfen auch sparen, indem sie bei Starkregen quasi nebenbei ausgleichend wirken und die Wassermassen einfach aufnehmen bzw. den Abfluss verzögern. Das aufgefangene Wasser gelangt ins Grundwasser und vermehrt so diese natürliche Ressource.
Große Wasserrückhaltebecken als Alternative sind dagegen in der Anschaffung sehr teuer. Außerdem werden die von ihnen aufgenommenen Regenmengen direkt in die Kanalisation geleitet und gehen damit verloren. Es macht daher ökonomisch und ökologisch Sinn, in die grüne statt in die graue Infrastruktur zu investieren.
Zum Weiterlesen:
[1] Die gesundheitsfördernde Wirkung von städtischen Grünlagen wurde sogar in einer aktuellen Studie von 2019 wissenschaftlich nachgewiesen; Vgl. dazu den Kurzbericht v. 30.07.2019 unter https://www.uni-heidelberg.de/de/newsroom/gruenflaechen-staedten-foerdern-wohlbefinden (28.04.2020). Für die Originalpublikation der Studie s. Tost, H. et al.: „Neural correlates of individual differences in affective benefits of real-life urban green space exposure“, Nature Neuroscience (publ. 29.07.2019), https://doi.org/10.1038/s41593-019-0451-y.
[2] An der interdisziplinären Studie waren Forscherinnen und Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig und der Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt. Die Ergebnisse der Studie waren zusammengefasst in einer Pressemitteilung vom 25.01.2021 „Straßenbäume als Mittel gegen Depressionen?“(PM inzwischen nicht mehr verfügbar); bibliografische Angaben zur Originalpublikation: Melissa R. Marselle, Diana Bowler, Jan Watzema, David Eichenberg, Toralf Kirsten, Aletta Bonn (2020): „Urban street tree biodiversity and antidepressant prescriptions, Scientific Reports, DOI: 10.1038/s41598-020-79924-5.