Gartenpflanze auf Abwegen: die Armenische Brombeere

Armenische Brombeere mit Früchten
Rubus armeniacus – Gartenbrombeere. Leckere Früchte, aber gewaltiger Ausbreitungsdrang.

Die Armenische Brombeere besticht durch große, aromatische Früchte. Daher wird sie gerne in  Gärten gepflanzt. Doch inzwischen breitet sie sich auch außerhalb von Gärten überall aus und wird durch ihre unbändige Wuchskraft zunehmend zur Plage. In vielen Regionen Deutschlands und der Schweiz gilt die Armenische Brombeere als invasiver Neophyt.

Armenische Brombeere invasiv; Armenische Brombeere überwuchert ein Auto
Wer zu spät kommt, der … sucht sein Auto vergebens. Hat sie einmal irgendwo Fuß gefasst, gibt es für die Armenische Brombeere kein Halten.

Neophyten … was war das noch gleich?

Neophyten („Neu-Pflanzen“) sind gebietsfremde Pflanzen, die in der jüngeren Zeit eingeführt wurden oder eingewandert sind. Diese Pflanzen sind nicht automatisch invasiv. Beispiel: Tomaten, Kartoffeln oder Mais sind ebenfalls Neophyten, können sich in unseren Breiten aber kaum selbst fortpflanzen.

Als invasiv gelten solche Neophyten, die sich von selbst überaus stark bei uns verbreiten – zulasten der einheimischen Flora und Fauna.

Armenische Brombeere überwuchert ein Grundstück
Komplett von der Armenischen Brombeere überwuchertes Grundstück am Stiftsweg.

Überall wild im Stadtgebiet verbreitet

Auch in Heidelberg breitet sich die Armenische Brombeere rasant an vielen Stellen im Stadtgebiet aus. Oft bildet sie in kurzer Zeit massive Bestände.

Massenvorkommen der Armenischen Brombeere
Massenhaftes Auftreten der Armenischen Brombeere am nördlichen Neckarufer vor den Studentenwohnheimen am Wehrsteg.
Armenische Brombeere überwuchert Streuobstwiese
Ein großes Areal der Streuobstwiese am Stift Neuburg ist mit der Armenischen Brombeere bedeckt – Tendenz steigend. Trotz regelmäßigem Häckseln der Sprosse treibt der Wurzelstock sofort wieder aus.

Äußere Kennzeichen

Armenische Brombeere Blattunterseite
Zweifarbige Blätter: oben dunkelgrün, unten weiß.

Die Laubblätter sind handähnlich in fünf Blättchen geteilt. Die Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite weiß bis weißgrau filzig. Die Stacheln sind an der Basis, oft auch komplett rot gefärbt.

Die Sprosse (umgangssprachlich „Ranken“) sind zweijährig. Die Triebe verholzen im ersten Jahr, im zweiten Jahr bilden Seitentriebe Blüten und Früchte aus. Danach stirbt der Spross ab. Im Gegensatz dazu ist das Wurzelsystem ausdauernd.

Armenische Brombeere Sprosse in grün und rot
Farbspiel: Junge Sprosse sind leuchtend hellgrün, ältere Sprosse färben sich zum Schutz vor der Sonneneinstrahlung zum Teil oder komplett weinrot.

Dreifache Vermehrungsstrategie

  • Wenig überraschend funktioniert ein Weg der Vermehrung über Vögel, die die leckeren Beeren verspeisen und die enthaltenen Samen verbreiten.
  • Doch die Armenische Brombeere hat noch einen weiteren Vermehrungstrick auf Lager. Die Sprosse der Armenischen Brombeere können sich nämlich mehrere Meter in die Höhe ranken, indem sie andere Gehölze als Stütze verwenden. In diesem Fall bilden die Sprosse der Armenischen Brombeere hohe Bögen (Absenker). Treffen deren Enden auf Erde, bewurzeln sie sich. So entsteht durch vegetative Vermehrung rasch ein undurchdringliches Dickicht.
  • Schneidet man die Triebe stark zurück, treibt die Pflanze aus unterirdischen Knospen am Wurzelstock um so kräftiger wieder aus.
Armenische Brombeere mit Absenkern;Armenische Brombeere Vermehrungsstrategien
Erst hoch hinauf und dann in weitem Bogen wieder hinunter zum Erdboden, um dort zu wurzeln. So erobert die Armenische Brombeere rasch neue Areale. Streuobstwiese an der Haltestelle Kirschnerstraße, Neuenheim.

Die Sache mit dem „Brom“

Das „Brom“ in Brombeere geht zurück auf das mittelhochdeutsche Wort „brâme“. Es bezeichnet einen Dornbusch. Allerdings handelt es sich bei der Brombeere biologisch gesehen nicht um „Dornen“, sondern um „Stacheln“.

Der Unterschied: Dornen sind umgewandelte Pflanzenorgane, zB. umgewandelte Blätter; sie sind deshalb fest mit der Pflanze verwachsen. Stacheln dagegen befinden sich auf der Außenschicht des Stängels und lassen sich recht leicht entfernen. Übrigens: Auch wenn es heißt „keine Rose ohne Dornen“ – botanisch gesehen handelt es sich um „Stacheln“.

Armenische Brombeere mit Absenkern
Hier beginnt die Armenische Brombeere gerade, am Handschuhsheimer Schlösschen Fuß zu fassen. Auch hier spannt sie mithilfe anderer Sträucher weite Bögen, um rasch möglichst große Gebiete zu besetzen.
Armenische Brombeere bedeckt Böschung komplett
Fußweg zur IGH in Rohrbach: die Armenische Brombeere hat die gesamte Böschung besetzt.
Armenische Brombeere beginnt, Baum zu überwuchern
Die Armenische Brombeere benutzt das Geäst einer Atlaszeder als Stütze und beginnt, die Zweige des großen Nachbarn zu überwuchern. Bergheim, Grünfläche am Brückenkopf Vangerowstraße.
Meterhohes Dickicht der Armenischen Brombeere
Lässt man sie einfach wachsen, kann das Dickicht der Armenischen Brombeere meterhoch werden. INF, Nähe Marsilius-Arkaden.
Armenische Brombeere wintergrün
In unseren milden Wintern ist die Armenische Brombeere wintergrün.

Übrigens:

Neben der Armenischen Brombeere gibt es noch eine Reihe weiterer invasiver Pflanzen, die sich im Stadtgebiet ausbreiten, zB. Stechapfel, Japanischer Staudenknöterich, Amerikanische und Asiatische Kermesbeere, Drüsiges Springkraut und Götterbaum. Mehr dazu…


Zum Nach- und Weiterlesen:

Wikipedia „Armenische Brombeere“ Stand vom 8.8.2024; Zugriff: 25.1.2025.

Sehr ausführlicher Artikel auf www.infoflora.ch zum Thema Armenische Brombeere; dort auch Tipps zur Bekämpfung.

NaturaDB Stichwort „Armenische Brombeere„.

MDR Garten zum Thema „Armenische Brombeere“ – hier auch Tipps zur Bekämpfung.