Habitatbäume – Lebensgrundlage für viele Arten

Habitatbäume sind ökologisch besonders wertvolle Bäume. Meist handelt es sich um alte Bäume mit hohem Totholzanteil. Die Baum-Veteranen bieten einer Fülle von Pflanzen, Tieren, Flechten, Moosen und Pilzen eine Lebensgrundlage. Im Vergleich dazu können junge Bäume nicht mithalten.

Alter Nussbaum mit Höhlen; Habitatbaum
Malerischer Anblick an der verkehrsreichen Mannheimer Straße in Wieblingen. Gleich mehrere Höhlen verschiedener Größe hat dieser alte, noch vitale Nussbaum im Angebot. In der untersten Höhle wächst ein Holunder heran.
Beispiele für mögliche Mini-Biotope an einem Habitatbaum. Schematische Darstellung, vereinfacht nach der Aalener Grafik, s.u.

Das Wort „Habitat“ leitet sich ab von lateinisch „habitare“ = „bewohnen“. Ein Habitatbaum ist ein Baum, der vielen Arten eine Lebensgrundlage bietet. Das kann Wohnraum, Unterschlupf, Nahrung, Stütze zum Ranken usw. sein.

Habitatbaum
Habitatbaum im Campus INF, an der Straße Im Neuenheimer Feld. Der alte Obstbaum zersetzt sich immer mehr, sein Holz ist von totholz-liebenden Arten zerfressen. Für den Efeu ist er willkommenes Stützgerüst. Im Schutz des alten Stamms konnten früchtetragende Sträucher groß werden, ohne abgemäht zu werden.

Alte Bäume und Verkehrssicherungspflicht

Alte, absterbende Bäume möglichst lange erhalten – ein hehres Ziel. Aber in der Stadt? In der Stadt ist das oberste Gebot, den Baumbestand verkehrssicher zu halten, damit niemand zu Schaden kommt. Daher muss bei Straßenbäumen das Totholz aus Sicherheitsgründen regelmäßig entfernt werden.

In Parks dagegen bieten sich – unter Wahrung der Sicherheit – mehr Möglichkeiten für den Erhalt in die Jahre gekommener Bäume. Beispielsweise gibt es hier Platz für Bodenanker, um einen nicht mehr ganz standfesten Stamm sicher zu fixieren. Auch Totholz, Lebensraum  für viele spezialisierte Arten, lässt sich in Parks und Gärten oft als Blickfang präsentieren.

Absterbender Baum mit Rindenrissen aufgrund von Fäulnis
Rindentaschen und -risse des langsam absterbenden Baums bieten speziellen Arten Unterschlupf. Verschiedene Moose und Flechten wachsen auf der Rinde. Campus INF an der Mensa.
Stammfu?-Höhle mit Wasser; Dentrotelm; Hasenklo
Eine Stammfuß-Höhle mit Wasser: ein Hotspot der Biodiversität. Botanischer Garten INF.

Bakterien, Algen, Pilze, Einzeller, Rädertierchen leben in solchen Baumhöhlen-Tümpeln, auch Insekten und Käfer nutzen sie. Für Vögel, Laubfrösche, Fuchs, Marder, Waschbär etc. ist die Nutzung solcher Wasserhöhlen ebenfalls nachgewiesen. Der wissenschaftliche Name für eine solche wassergefüllte Baumhöhle lautet „Dendrotelm“ – der Volksmund nennt sie profan „Hasenklo“.

Habitatbaum mit Zunderschwämmen
Konsolenpilze (Zunderschwämme) an toter Pappel mit Rindenverletzung. Ehemaliges Gelände des Springer-Verlags, Handschuhsheim.
Holunder-Kirsch; Holunder wächst in altem Kirschbaum
Holunder-Kirsch, aber einmal nicht als Limonadenmixtur. Der zerklüftete alte Kirschbaum bietet dem Holunder sicheren Lebensraum, sodass er geschützt vor dem Rasenmäher wachsen kann. Grünanlage des Tennisclubs, Klausenpfad.
Totholz
Imposante Stammreste im Botanischen Garten INF. Die Aktivitäten verschiedener Organismen haben ihre Spuren hinterlassen. Im Spalt sind noch letzte Reste eines prächtigen Schwefelporlings zu erkennen.

Habitatbäume im eigenen Garten – wie ist das mit der Sicherheit?

Wenn Sie im eigenen Garten einen absterbenden großen Baum haben oder einen toten Baum noch stehen lassen möchten, ist immer die Sicherheit zu beachten.

Wichtig: Als Laie kann man die Standsicherheit eines alten, absterbenden oder toten Baums keinesfalls selbst beurteilen. Es gibt zB. hochaggressive Pilze, die das Holz binnen kurzem so auslaugen, dass der betreffende Baum zur Gefahr wird. Optisch ist dem betreffenden Baum dies oft nicht anzumerken.

Suchen Sie daher immer den Rat einer ausgewiesenen Fachkraft für Baumpflege!

Toter Nussbaum in Privatgarten; Frage der VerkehrssicherungTotholz im Privatgarten
Den großen, toten Nussbaum mit eingekürzten Ästen einfach noch ein paar Jahre stehen lassen? Lassen Sie sich in dieser Frage unbedingt von einer Baumpflege-Fachkraft beraten. Inzwischen wurde an der Stelle ein neuer Baum gepflanzt.
Totholz im Privatgarten
Eine gefahrlose Möglichkeit für den eigenen Garten: nicht den ganzen Stamm, sondern nur ein Teilstück stehen lassen. Die Fraßspuren zeigen, dass der Torso lebhaft besucht wird.

Zum Nach- und Weiterlesen:

Website der Stadt Aalen zum Thema „Habitatbäume in der Stadt“ mit einer Grafik „Habitatbaum“ (© Stadt Aalen), an die ich mich angelehnt habe.

Überaus ausführlich zum Thema die Website waldwissen.net „Habitatbäume kennen, schützen und fördern„. Hier auch Hinweise auf weiterführende Literatur.