Knuffig sehen sie ja aus mit ihren Knopfaugen und der Zorro-Maske. Doch ihr niedliches Aussehen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Waschbären in Deutschland zu einer invasiven Art geworden sind und massive Schäden verursachen. Sie räubern in Gärten, plündern Mülltonnen, zerstören Dächer, übertragen Krankheiten.
Wie kamen die Waschbären nach Deutschland?
Ursprünglich stammt der Waschbär aus Nordamerika. Auslöser der Waschbär-Welle bei uns waren zwei Paare, die 1934 bewusst zur „Bereicherung“ der Natur am hessischen Edersee ausgesetzt wurden. Etwa 10 Jahre später entflohen weitere Exemplare aus einer Pelztier-Zucht in Brandenburg. Von diesen beiden Hotspots aus nahm der Eroberungszug der Kleinbären unaufhaltsam seinen Lauf. Inzwischen gilt Kassel als d i e Hochburg der Waschbären.
Fachleute schätzen die Waschbär-Population in Deutschland inzwischen auf rund 1,5 Mio Tiere. Eine Strategie zur Eindämmung der Plage gibt es bislang nicht.
Wie ist die Lage in Heidelberg?
Die meisten Waschbären gibt es in Wieblingen, bedingt durch das nahegelegene Biotop Altneckar. Aber auch in Neuenheim, Kirchheim und Schlierbach sowie im Heidelberger Umland wächst ihre Zahl stetig.
Seit 2023 gibt es in Heidelberg eine Wildtierbeauftragte und einen Stadtjäger, an die sich Betroffene bei Problemen mit Waschbär, Marder, Biber, Fuchs & Co wenden können. Meist lassen sich Konflikte mit städtischen Wildtieren durch Beratung beseitigen. Im Fall von Waschbären kann man es zunächst mit einer Reihe von Vergrämungsmaßnahmen probieren. Wenn aber alle Bemühungen nichts fruchten, werden Waschbären als letztes Mittel auch gefangen und getötet.
Wie verhalte ich mich bei einer Begegnung mit Waschbären?
Auf jeden Fall defensiv verhalten – Waschbären werden, in die Enge getrieben, aggressiv und beißen.
Gesundheitliche Gefährdungen durch Waschbären
Kot im Garten oder Haus vorsichtig und sehr gründlich entfernen – dabei unbedingt Maske und Handschuhe tragen sowie Kinder und Haustiere fernhalten. Die Ausscheidungen können gefährliche Spulwürmer enthalten.
Waschbären können auch für Haustiere gefährlich werden, zB. durch die Übertragung des Staupevirus.
Bedrohung für die Artenvielfalt
Als Allesfresser können Waschbären der heimischen Tierwelt, die ohnehin bedroht ist, erheblichen Schaden zufügen. Sie fressen an Klein- und Weichtieren alles, was sie erwischen können. Selbst giftige Erdkröten lassen sie sich schmecken. Die geschickten Räuber ziehen einfach vorher die giftige Haut ab. Auch Krebse, Fische, Vögel, Eier, Eicheln, Beeren und Obst bereichern ihren Speisezettel.
Waschbären im Zoo
Wer sich ganz entspannt am Anblick von Waschbären erfreuen möchte, der kann das einfach im Zoo tun. Am besten nachmittags, zur Fütterungszeit um 15.30. Offenbar ist das Leben für die dort gehaltenen Tiere so paradiesisch, dass sich 2019 ein Wildling in das Gehege eingeschmuggelt hat. Damit war sein Leben in Freiheit allerdings für immer beendet, denn als Vertreter einer invasiven Tierart durfte er nicht mehr freigelassen werden. Und es kam für ihn noch dicker: Für Waschbären besteht im Zoo Kastrationspflicht. Immerhin bleibt ihm ein Trost – ein stets gut gefüllter Futternapf.
Zum Nach- und Weiterlesen:
Ausführlich und aktuell zur Waschbär-Problematik in Deutschland der Artikel von Max Ferstl „Schau mir in die Augen, Kleiner“, in: Süddeutsche Zeitung vom 24.9.2024, S.3.
Zum Thema „Waschbär“ stellt auch das Bundesumweltamt aktuelle Informationen auf seiner Website zur Verfügung.
Timo Teufert: „Plötzlich war da noch ein Waschbär im Gehege“, in: RNZ vom 2.5.2019.