Zu den Pilzen, die in der Stadt am häufigsten vorkommen, gehört der Schopf-Tintling (Coprinus comatus). Als Verwandter des Champignons ist er kein typischer Waldbewohner. Vielmehr bevorzugt er Wegränder, nährstoffreiche Wiesen, Parkanlagen und Gärten.
Die Fruchtkörper des Pilzes erscheinen vom Frühling an bis in den Spätherbst. Je nachdem, wie reich der Boden an Nährstoffen ist, bildet das unterirdische Pilzgeflecht (Myzel) nur wenige oder gleich massenhaft Fruchtkörper aus.
Jagdszenen unter der Grasnarbe
Die Ernährungsweise des Schopf-Tintlings ist bemerkenswert: Er nährt sich nicht nur von totem organischen Material, sondern er ist ein Jäger und Fleischfresser. Seine Beute sind im Boden lebende Fadenwürmer (Nematoden), die er mithilfe von feinen Schlaufen in seinen Myzelfäden fängt. Gerät ein solcher Wurm in eine dieser winzigen Schlaufen, pumpt der Pilz augenblicklich Wasser in den Myzelfaden. Dadurch schwillt der Myzelfaden an, wodurch der Fadenwurm von der Schlinge quasi stranguliert wird. Verdauungsenzyme besorgen den Rest.
Das Geheimnis der Tinte
Namengebend für alle Tintlinge ist die Bildung von „Tinte“ – schwarzer Sporenflüssigkeit. Sie entsteht, wenn die Sporen reif sind, durch Selbstauflösung des Fruchtkörpers (Autolyse).
Die schwarze Sporenflüssigkeit vermengte man früher mit Gummi arabicum und verwendete sie als Tinte. Die ältesten Nachweise für diese Tinte reichen 300 Jahre zurück.
Der Schopf-Tintling gilt als ausgezeichneter, sehr schmackhafter Speisepilz. Allerdings nur wenn er ganz jung verzehrt wird. Für den Genuss muss der Hut rein weiß sein. Sobald sich rosa oder dunkle Verfärbungen zeigen, ist das ein Zeichen dafür, dass die Sporenreifung bereits eingesetzt hat.
Verwechslungsgefahr besteht mit dem Falten-Tintling und seinen Verwandten. Sein Hut ist nicht schuppig, sondern längs gerieft. Diese Pilze sind giftig, wenn in zeitlicher Nähe Alkohol konsumiert wird.
Der Schopf-Tintling ist der Pilz des Jahres 2024.
Zum Nach- und Weiterlesen:
M. Blaschke: Ein Pilz mit mancher Überraschung – der Schopftintling. waldwissen.net. Online-Version 9.10.2024.
Website der Deutschen Gesellschaft für Mykologie: Pilz des Jahres 2024: Schopf-Tintling