Parkhaus-Begrünung: Grüne „Feigenblätter“ für die Stadt

Bislang hatte die „Umwelthauptstadt“ Heidelberg in Sachen Fassadenbegrünung absolut nichts vorzuweisen: Kein städtisches Gebäude besitzt eine begrünte Fassade. Um sich hier künftig keine totale Blöße mehr zu geben, wurden nun wenigstens die beiden jüngsten Parkhäuser mit einer Begrünung versehen.

Leider bleibt es wohl erstmal bei diesen beiden grünen „Feigenblättern“. Eine größere Aktion mit dem Ziel, die Begrünung von Fassaden in der Stadt entschlossen voranzutreiben, ist nicht in Sicht.

Ansprechende, kostengünstige Begrünung am Parkhaus P19

Gut gelungen ist die Fassadenbegrünung am Parkhaus P19, direkt am neuen Karlstorbahnhof. Vor allem hält sich hier der finanzielle Aufwand für die Begrünung in überschaubarem Rahmen. Denn der größte Teil der Fassade wird vom Boden aus berankt – eine einfache und preisgünstige Maßnahme.

Das P19 im Bosseldorn – die Vorderseite wird einfach vom Boden aus berankt.
Blickfang: Ein Zaun entlang des Parkhauses wurde mit Pflanztaschen aus grauem Filz verkleidet. Diese wurden üppig und vielfältig bepflanzt.
In dem „vertikalen Beet“ reifen sogar ein paar Erdbeeren heran.
Auch die Rückseite des P19 wird größtenteils vom Boden aus berankt. Hinzukommen drei Elemente mit Pflanztaschen im oberen Bereich.

Begrünte Schmalseite am Parkhaus P20

Das riesige Parkhaus P20 in unmittelbarer Nachbarschaft des SNP Dome bekam leider nur eine begrünte Wand spendiert – die zur Speyerer Straße ausgerichtete Schmalseite.

Nur ein Bruchteil des gewaltigen Parkhauses wurde begrünt. Dabei kamen insektenfreundliche Pflanzen bevorzugt zum Einsatz. Die weißen Kästen ganz oben an der Fassade sind für Fledermäuse gedacht.

Die untere Hälfte der Wand wird vom Boden aus berankt. Zwischen den Rankgittern erstrecken sich zwei vertikale Streifen Wiese. Die hellen Quader an der Wand sind Lössblöcke – als Wohnungsangebot für Wildbienen. Die wandgebundene Bepflanzung in der oberen Hälfte erfordert eine aufwendige vorgehängte Fassade.

Vor der Fassade stehen für Insekten, insbesondere Wildbienen, verschiedene Materialien zur Auswahl: Kies, Sand, Erde, Gras, Steine, Totholz.

Finanziert wurde die Begrünung des P20 zum größten Teil nicht durch die Stadt Heidelberg, sondern durch das Förderprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ des Bundes. Das Projekt soll am Modell aufzeigen, was möglich ist, und zur Nachahmung anregen. Inwieweit die Anlage tatsächlich von Wildbienen angeflogen wird, wird die LVG (Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg) über zwei Jahre wissenschaftlich dokumentieren.

So erfreulich die Finanzierung der „Modellwand“ durch Mittel des Bundes ist: Hier am P20 hätte die Stadt Heidelberg die Chance gehabt zu zeigen, inwieweit ihr die Begrünung von Fassaden wirklich ein Anliegen ist. Auf den riesigen Außenflächen des Parkhauses hätte sich ein weites Feld für zusätzliche Begrünung geboten. Hätte.


Zum Nach- und Weiterlesen:

Alexander Wenisch: „Die hängenden Gärten von Heidelberg“, in: RNZ vom 23.5.2024.

Website der Stadt Heidelberg „Fassadenbegrünung am hip-Parkhaus im Heidelberg Innovation Park“ vom 18.10.2023.

Weitere Beiträge zum Thema Fassadenbegrünung: „Fassadengrün de luxe in Stuttgarts Mitte“ und „Frisches Grün für graue Fassaden„.