Mit der Frühjahrssaison starten vielfache Bautätigkeiten im Neuenheimer Feld. Entsprechend dem Masterplan werden für die Neubauten weitere Flächen versiegelt, zahlreiche Bäume gefällt. Ihr Schicksal werden in den kommenden Jahren noch Hunderte von Bäumen teilen.
Doch das war der Deal: Erhalt des Gewanns „Hühnerstein“ – dafür Nachverdichtung auf dem bestehenden Campus (mehr dazu im „Hintergrund“ am Ende des Beitrags).
… für das neue Herzzentrum
Für das Herzzentrum, das an der Stelle der alten Kinderklinik entsteht, mussten 43 Bäume gefällt werden, darunter Stieleiche, Feldahorn, Hainbuche, Sommer- und Winterlinde, Douglasie, Kiefer, Japanischer Schnurbaum, Trompetenbaum, Walnuss, Pflaume, Rosskastanie, Spitzahorn, Esche. Von ihnen waren einige, aber längst nicht alle in schlechtem Zustand.
Für wie viele der gefällten Bäume Ersatzpflanzungen geleistet werden und wo, steht noch nicht fest. Ein Unding – wie kann es sein, dass darüber noch keine Klarheit herrscht?! Wie so oft werden Bäume als Nebensache erachtet, die man nicht exakt einplanen muss, sondern später nach Gutdünken zufügt oder eben nicht. Eine Haltung, die sich Architekten und Planende heute nicht mehr leisten können.
… für den Neubau des DKFZ entlang der Berliner Straße
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) plant an der Berliner Straße auf der Fläche eines Parkplatzes in der Nähe des Anatomischen Instituts einen neuen Gebäudekomplex für die innovative Krebsforschung. Vorbereitend wurde schon mal der Parkplatz gerodet.
… für die neue Kinder-Onkologie
Inzwischen steht der Rohbau des 5-stöckigen Kinder-Onkologie und schließt den Klinikring. Im Schatten der neuen Klinikgebäude ringsum hat man ein Bienenhotel aufgestellt – quasi als Symbol dafür, dass auch die Natur berücksichtigt wurde. Es verliert sich fast in der Masse an Beton, Stahl und Glas. Auch fehlt ein Nahrungsangebot für die Bienen. Die Bepflanzung besteht aus Rasen, Hainbuche und verschiedenen Ziergräsern …
Ersatzpflanzungen sind geplant
Laut Masterplan sind Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume vorgesehen. Im Beispiel sieht man die Außenanlage eines neu gebauten Universitätsgebäudes (niedriges Gebäude, rechts im Bild), die gerade fertiggestellt wird. Vorher war das Gelände einfach „Wildnis“ mit einem zufälligen Durcheinander von Bäumen, Büschen, Wildpflanzen. Nun wurden 7 Bäume und etliche Sträucher gepflanzt, Bänke sorgen für Aufenthaltsqualität.
Der Wille zur Nachpflanzung und Gestaltung der letzten verbleibenden Grünräume ist sicherlich grundsätzlich vorhanden. Die große Frage ist aber: Werden die gepflanzten Bäume auch anwachsen und auf Dauer gedeihen? Angesichts der häufiger werdenden Klimaextreme muss ein Jungbaum heute 5 Jahre lang intensiv betreut werden. Intensive Betreuung heißt: 3x wöchentlich 200l Wasser. Diese Pflege erfordert Zeit und Geld und funktionierende Logistik.
Hintergrund: Knackpunkt „Hühnerstein“ – Ackerland als Baureserve für die Uni
Lange wurde um den Erhalt des „Hühnersteins“ gerungen, für den die Universität seit Jahrzehnten Baurecht besitzt und es auch behalten will. Schließlich wurde ein (wackeliges) Moratorium erzielt: Der „Hühnerstein“ soll möglichst erst dann bebaut werden, wenn die Möglichkeiten der Nachverdichtung auf der bestehenden Campusfläche im Neuenheimer Feld erschöpft sind.
Allerdings: Sollte die Uni ein neues Institut oder eine neue Klinik benötigen, für die sich auf dem Campus keine genügend große Fläche mehr finden lässt, wird die Uni von ihrem Recht Gebrauch machen und auf dem „Hühnerstein“ bauen. Damit ginge fruchtbares Ackerland unwiederbringlich verloren. Zugleich wäre ein Präzedenzfall geschaffen, den die Gärtner und Bauern des Neuenheimer Feldes unter allen Umständen verhindern wollen – die Bebauung ihrer Felder.
Zum Nach- und Weiterlesen:
RNZ am Puls zur Leserfrage: „Wie viele Bäume müssen dem Herzzentrum weichen?“ vom 12.2.2024.
Zuletzt zum Masterplan Neuenheimer Feld: Artikel von Holger Buchwald „Stadt und Uni gehen Hand in Hand“, in: RNZ vom 27.2.2024.