Regenwasser ist eine zunehmend knappe und kostbare Ressource, auch bei uns. Früher, als es noch ausreichend Regen gab, war es eine wichtige Aufgabe der Stadtplanung, die Niederschläge zügig über das Kanalsystem abzuleiten. Dass damit diese Niederschläge dem Grundwasser verloren gingen, nahm man in Kauf.
Doch nun wird (Grund-)Wasser auch hierzulande mehr und mehr zu einer schwindenden Ressource – ein Umsteuern angesichts zunehmender Klimaextreme ist dringend geboten.
Das neue städtebauliche Konzept der „Schwammstadt“ setzt darauf, das Regenwasser möglichst in der Stadt zu halten, und zwar über möglichst viele versickerungsfähige Grünflächen, begrünte Flächen (z.B. Fassaden, Dächer) und unversiegelte Areale. Gleichzeitig ist das auch eine gute Strategie, um Schäden durch Starkregen zu minimieren.
Sauber geplättelte Parkplätze …
sind ein Konzept von gestern. Höchst ärgerlich, dass im neu gebauten Wohnviertel zwischen Römerstraße und Kirschgartenstraße das überholte Konzept gestriger Stadtplanung immer noch in Reinkultur umgesetzt wird. Hier wurde eine Chance vertan, viele versickerungsfähige Flächen ohne weiteren Aufwand zu schaffen. Hier fehlt ganz offenbar der politische Wille.
Wasser muss nicht mehr weg, Wasser muss bleiben. Wir müssen einen neuen Umgang mit Wasser lernen.“
Wetterexperte Sven Plöger, in: Der SPIEGEL vom 22.7.2023, S. 9.
Niederschläge, ob als Stark-, Land oder Nieselregen, an Ort und Stelle in der Stadt zu halten, ist die neue Strategie. Heidelberg ist auf diesem Weg noch ganz am Anfang und längst konsequent genug, wie das Beispiel der versiegelten Parkplätze zeigt.
Welche Maßnahmen zum Zurückhalten von Niederschlag gibt es aktuell in Heidelberg?
Es gibt Ansätze in die richtige Richtung:
- In der Bahnstadt wurde eine Versickerungsgrube („Rigole“) unter der kleinen Rasenfläche auf der Pfaffengrunder Terrasse angelegt,
- zwei Drittel der Dachfläche der Bahnstadt sind begrünt
- der „Canal Grande“ auf dem Langen Anger dient als Ausgleichsbecken für große Niederschlagsmengen.
- Überall im Stadtgebiet verteilt gibt es Regenrückhaltebecken (zB. in der Nähe der Kletterhalle).
Dem gegenüber steht
- der äußerst magere Grünflächenanteil in der City,
- die ungebremst weiter fortschreitende Versiegelung des Stadtgebiets durch Bautätigkeit,
- keine allgemeine Förderung von Fassadenbegrünung durch die Stadt,
- keine Fassadenbegrünung an städtischen Gebäuden (abgesehen von 2 neuen Leuchtturmprojekten – dem Parkhaus P19 und dem HIP-Parkhaus).
Fazit
Ein klarer Wille zum konsequenten Umbau Heidelbergs zur Schwammstadt ist derzeit bei der Stadtspitze nicht zu erkennen. Das Verschenken von kleinen Obstbäumen oder wie aktuell von 500 Rankpflanzen an interessierte Bürger und Bürgerinnen sind reine Placebo-Aktionen.
Ein Blick auf den neuen Europaplatz zeigt, wie die Stadtoberen wirklich ticken: Der jüngste Platz Heidelbergs ist erneut eine Orgie in Beton.
Zum Nach- und Weiterlesen:
„Auf dem Trockenen“ – Titelstory des SPIEGEL Nr. 30 vom 22.7.2023, S. 8–16.
Holger Buchwald: „Der Heidelberger Europaplatz wird keine Grünanlage“, in RNZ vom 5.8.2023. Mehr zum Europlatz finden Sie hier.