Die 19 Bäume, größtenteils Linden, sollen dem Ausbau der Dossenheimer Landstraße weichen, der ab Herbst 2023 startet. Die Anwohner bemühen sich seit Monaten, die Fällung zu verhindern. Unterstützt werden sie dabei vom BUND und dem Fahrradclub ADFC; auch die H’heimer Bezirksbeiräte lehnen die Entfernung der Bäume einstimmig ab. Doch den Bemühungen zum Trotz sieht der Mitte Juni 2023 verabschiedete Planfeststellungsbeschluss vor, dass die Bäume gefällt werden.
Welche Baumaßnahmen sind vorgesehen?
- Erneuerung der Gleise
- barrierefreier Ausbau der Straßenbahnhaltestellen Bieth- und Burgstraße
- Neugestaltung des Straßenraums/Rad- und Fußwege
- Neue Ent- und Versorgungsleitungen
- Neues Fernwärmenetz
Ausgleichsmaßnahmen werden angeboten …
Als Trostpflaster werden Ausgleichsmaßnahmen angeboten: Anstelle der gefällten Bäume sollen 17 neue Bäume entlang der Dossenheimer Landstraße sowie in der dortigen Wendeanlage der Straßenbahnen gepflanzt werden. Auch seien weitere Pflanzungen von Obstbäumen auf einer angrenzenden Streuobstwiese vorgesehen.
… aber es gibt mehrere Haken dabei:
👉Junge Bäume brauchen 20 Jahre und mehr, bis sie in Sachen Verschattung, Kühlung, Feinstaubbindung und Lärmminderung an die jetzigen Bäume heranreichen. Außerdem blühen Linden erst ab einem Alter von 20–30 Jahren. Wer gesehen hat, wie umschwärmt die üppig blühenden, gesunden Linden in diesem Jahr waren, kann den Verlust ermessen, den eine Abholzung für die Insektenwelt bedeutet.
👉Auch ist die Anpflanzung von Jungbäumen keineswegs ein Selbstläufer: Heute bedarf es konsequenter Wässerung über 5 Jahre, bis ein Jungbaum so tiefe Wurzeln ausgebildet hat, dass er Trockenperioden aus eigener Kraft überstehen kann.
👉Und: Es gibt in Heidelberg keine offizielle Stelle, der die Realisierung von angekündigten Ausgleichsmaßnahmen kontrolliert und nachverfolgt.
👉Der Erhalt der Bäume sollte im Rahmen des „Hitzeaktionsplans“ absoluten Vorrang haben.
Update vom 27.7.2023: „Gibt es noch Hoffnung für die Linden?“, fragte die RNZ Ende Juli.
Bei einem Ortstermin in der Burgstraße brachten Politiker und Vertreter der Umweltverbände nochmals ihre Argumente gegen die Fällungen vor. Im Mittelpunkt stand ihr Vorschlag, auf den geplanten breiten Radweg, für den die Bäume weichen müssten, einfach zu verzichten, da Radler bisher üblicherweise eine andere Route wählten und der bestehende (schmale) Radweg kaum benutzt würde. Vertreter von Stadt und RNV hielten dagegen, diese Variante sei bereits ausführlich geprüft und verworfen worden, aus einem triftigen Grund. Allerdings wusste beim Ortstermin niemand von ihnen aus dem Stand zu sagen „was es konkret war, was dagegen sprach“.
Update vom 24./25.2.2024: Noch stehen die Linden. Aufgrund der Proteste soll nun geprüft werden, ob wenigstens einige der Bäume umgepflanzt werden können. Dazu wird Ende März eine Untersuchung der Verwurzelung mittels Saugbagger durchgeführt. Im April wird dann entsprechend der Ergebnisse und der Kostenschätzung entschieden.
Update vom 14.6.2024: Die Untersuchung mit dem Saugbagger ergab, dass das Wurzelwerk der Linden intakt ist und eine Verpflanzung erlaubt. Als Ersatzstandort böte sich die nahegelegene Straße „Im Weiher“ an. Allerdings werden die Kosten der Verpflanzung auf 365.000 Euro geschätzt – eine gewaltige Summe, noch dazu ohne Garantie, dass die Bäume anwachsen. Im Augenblick sieht es so aus, als gäbe es keine Rettung für die Linden. Siehe dazu Holger Buchwald: „Großbaustelle hat ihren Schrecken verloren“, in: RNZ vom 14.6.2024.
Zum Nach- und Weiterlesen:
RNZ vom 24./25.2024: „Über die Zukunft der Bäume wird im April entschieden“.
Sarah Hinney: „Welche Linden sind noch zu retten?“, in: RNZ vom 23.4.2024.
Sarah Hinney: „Gibt es noch Hoffnung für die Linden?“ in: RNZ vom 27.7.2023
Sarah Hinney: „Wir werden hier auch keine Ruhe geben“, in: RNZ vom 24./25.6.2023
Sarah Hinney: „19 Bäume sollen weichen“, in: RNZ vom 22.6.2023.