Bahnstadt: Zahllose Pflanzgruben immer noch ohne Bäume

Ob am Langen Anger, in der Nightingale-, der Darwin-, der Kossel- oder der Robert-Koch-Straße: überall stehen dutzende für Baumpflanzungen vorgesehene Pflanzbeete leer.

Allein am Langen Anger fehlen über 40 Bäume, in den genannten anderen Straßen zusammen noch einmal genauso viele. Und diese grobe Zählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

leere Baumgruben in der Bahnstadtleere Baumscheiben in der Bahnstadt
Allenthalben leere Baumgruben in der Bahnstadt.

Im besten Falle wachsen Gras und verschiedene Beikräuter darin. Es gibt aber auch Pflanzbeete, die mit Müll oder Zigarettenkippen verschmutzt sind.

Müll und diverse Pflanzen erobern die Baumgrube.

Kein Wunder, dass sich viele Menschen in der Bahnstadt darüber ärgern und sich fragen: Wie kann es sein, dass für Baumpflanzungen vorgesehene Orte Jahr um Jahr weiterhin verwaist bleiben? Und das gerade in der hitzegeplagten Bahnstadt, in der Baumschatten zur Kühlung in den Sommermonaten dringend benötigt würde.

Baumgrube als Aschenbecher missbraucht. Die Erde ist mit Nikotin, das aus den Kippen herausgewaschen wird, mittlerweile so vergiftet, dass sie komplett ausgetauscht werden muss, bevor ein Baum hier einziehen kann.

Anhaltende Bautätigkeit als Grund

Der Missstand bot Anlass, im Landschaftsamt einmal nachzufragen. Der Grund, weshalb das Amt mit der Besetzung der Baumgruben zögert, sind, so die Auskunft, die immer noch nicht abgeschlossenen Hochbaumaßnahmen in der Nähe. Wie das?

Das Problem: Je weiter die Bebauung fortgeschritten ist, desto knapper ist der Raum, den sich die ausladenden Baufahrzeuge mit den Fahrzeugen von Anwohnerschaft und Besuchern teilen müssen. Erfahrungsgemäß, so der Amtsleiter, gingen durch Unachtsamkeit bei Baumaßnahmen immer wieder Bäume verloren; sie würden gerammt, beschädigt oder zerstört, Baumscheiben würden überfahren oder zur Entsorgung flüssiger Abfälle aus der Bautätigkeit missbraucht.

Vorschnelle Bepflanzung gehe also stets mit erheblichen Baumverlusten einher. Um dies zu vermeiden, habe sich die Praxis bewährt, Baumpflanzungen erst dann vorzunehmen, wenn die Bautätigkeit in einer Straße abgeschlossen ist. Soweit die – nachvollziehbare – Stellungnahme.

Leider ziehen sich Bauzeiten derzeit fast überall übermäßig in die Länge, nicht nur in der Bahnstadt.

Die gute Nachricht

In den nächsten Wochen sollen laut Amtsleiter Baader ca. 40 Bäume in die Bahnstadt „einziehen“: In der Agnesistraße sind 12 neue Bäume (Kobushi-Magnolien) geplant, am Langen Anger 10 (Silberlinden), an der Eppelheimer Terrasse (Straßenbahnhaltestelle) 10 weitere Bäume, in der Marie-Baum-Straße 6 (Vogelkirschen) und am Spitzen Eck nochmal einer. Alle Pflanzen sind bereits 4–5 Meter hoch.

Darüber hinaus gibt es aktuell Überlegungen zur weiteren Begrünung des Spitzen Ecks mit etlichen zusätzlichen Bäumen und im Herbst sollen laut Landschaftsamt „in einer weiteren Tranche nochmal einige Dutzend Bäume gepflanzt werden“.

Aber: Trotz Aufwärtstrend gibt es längst noch nicht genug der grünen Schattenspender: Bei rd. 6000 Menschen in der Bahnstadt und derzeit 1200 Bäumen „teilen“ sich statistisch 5 Personen einen Baum, eine magere Quote.


Zum Nach- und Weiterlesen:

Den rücksichtslosen Umgang mit Bäumen im Zuge von Baustellen habe ich auch schon vielfach in Beiträgen dokumentiert und bemängelt, zB. im Beitrag „Bauarbeiten brutal: Bäume schwer geschädigt“ oder auch hier oder hier.

Mehr Infos über die Zumutungen, denen Stadtbäume tagtäglich ausgesetzt sind, gibt es hier.

RNZ vom 11.5.2023 „Die Bahnstadt wird langsam grüner“ (o.A.).