„In der Neckarhelle wohnen Sie auf der Sonnenseite mit atemberaubender Aussicht auf den Neckar in gewachsener, sehr grüner Umgebung.“
Das Zitat aus dem Werbeprospekt des Bauträgers Kalkmann zum Bauprojekt Neckarhelle 150 klingt wie purer Hohn. Schließlich wurde durch sein überdimensioniertes Bauprojekt „die gewachsene, sehr grüne Umgebung“ auf diesem Grundstück komplett plattgemacht – gegen alle Widerstände und mitten im Landschaftsschutzgebiet.
Hintergrund:
Das Neubauvorhaben in der Neckarhelle 150 war von Anfang an umstritten. Vorher stand auf diesem Grundstück nur ein kleines Einfamilienhaus, umgeben von viel Grün und etlichen alten Bäumen. In der Planungsphase hatten sich Umweltamt, die Naturschutzbeauftragte und die Anwohnerschaft gegen das ausufernde Neubauprojekt gewendet. Mit gutem Grund: Schließlich liegt das Areal im Landschaftsschutzgebiet Bergstraße Mitte – die beabsichtigte Rodung des gesamten Grundstücks und seine komplette Neubebauung sei damit nicht vereinbar, so das triftige Argument der Baugegner.
Trotzdem stimmten die Spitzen der Stadt der Realisierung des Bauvorhabens im geplanten Umfang zu. Mittlerweile ist das Bauvorhaben weit fortgeschritten.
Nun zeigt sich: Nicht genug, dass durch die Rodung des Grundstücks bereits viele alte Bäume verloren gingen, nun erfolgte ein weiterer Verlust von Bäumen. Durch die Bebauung des Grundstücks bis an die äußersten Grenzen wurden 5 der 6 noch verbliebenen Fichten am östlichen Rand so schwer geschädigt, dass sie inzwischen abgestorben sind. Damit gingen weiterer Lebensraum für Tiere und ein Stück gewachsenes Grün zugrunde. Mehr dazu…
Leider ist die massive Bebauung hier kein Einzelfall: Zuvor wurde bereits das Nachbargrundstück Ecke Neckarhelle/Pirschweg komplett mit Betonbauten zugestellt; es liegt ebenfalls im Landschaftsschutzgebiet. Mehr dazu…
Nachtrag vom 15.11.2021:
Ein aufgebrachter Anwohner klagte Stadt und Bauträger in einem offenen Brief an, sie seien „Totengräber einer grünen Stadt“ und hätten mit dem überdimensionierten Bauvorhaben das Absterben der im Frühjahr noch sehr vitalen Fichten im Osten des Grundstücks verursacht.
Mitte November 2021 teilte eine Stadtsprecherin mit: Die Stadt habe die betroffenen Bäume begutachtet und man sei zu dem Schluss gekommen, dass mutmaßlich die drei extrem trockenen Sommer 2018–2020 Ursache für das Absterben sei. Die Bauausführung sei korrekt durchgeführt worden, eine Schädigung der Wurzeln oder unzulässige Verdichtungen im Wurzeltraufbereich nicht feststellbar. Ersatzpflanzungen durch einheimische Laubbäume seien geplant. Siehe dazu: Birgit Sommer: „Die Hitze war schuld und nicht der Bagger“, in: RNZ vom 11.11.2021.
Wie wahrscheinlich es ist, dass die im Frühjahr noch tadellos grünen Fichten als Spätfolge der Hitzesommer binnen weniger Monate (während eines mäßig warmen, niederschlagsreichen Sommers) nun plötzlich ohne Zusammenhang mit der Bautätigkeit abstarben, kann sich jeder selbst überlegen.
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